CDU-Frauen empört

■ Ernste Vorwahl-Krise in Niedersachsen

Mitten im Wahlkampf ist die CDU in Niedersachsen plötzlich in eine Krise geraten. Die Frauen in der CDU rebellieren gegen die Männer-Führung. Die meiste Kritik richtet sich gegen den Spitzenkandidaten der CDU, Christian Wulff. Der 34 Jahre alte Rechtsanwalt aus Osnabrück, der vor einem Jahr in der CDU durchstartete, sieht sich erstmals öffentlicher Kritik aus der eigenen Partei ausgesetzt.

Noch vor kurzem rühmten CDU- Frauen Wulff als engagierten Frauenförderer. Seit dem Wochenende halten sie ihm vor, die Zusage für zehn sichere Frauen-Plätze auf der CDU-Landesliste für den Landtag nicht durchgesetzt zu haben. Die Folge: ein Parteiaustritt und mehrere Rücktrittsdrohungen. Aus Frust fordern die CDU-Frauen jetzt die bisher bei der Union völlig verpönte Frauenquote.

Den Frauen-Protest und auch einigen anderen Ärger über die Landesliste sehen indessen CDU-intern manche als Ventil für länger aufgestaute Kritik, gerade am Spitzenmann Wulff. Sie sei bisher nur nicht laut geworden. Wer nachfragt, hört Etliches über vermeintliche Schwächen und Fehler des Kandidaten. „Ehrlich, mutig, klar“ – von dem Credo, mit dem Wulff als „Ministerpräsident für Niedersachsen“ werben läßt, sei jedenfalls wenig zu spüren.

Der CDU-Spitzenkandidat Christian Wulff selber äußerte Verständnis für die Enttäuschung wegen der geringen Anzahl von Frauen auf der CDU-Landesliste für die Landtagswahl. Demokratische Entscheidungen der Parteigremien müßten aber akzeptiert werden, sagte Wulff.

„Starre Quoten“ für Frauen würden möglicherweise Probleme mit anderen Parteigruppierungen bringen. Auch für die Senioren-Union, die Junge Union oder für Seiteneinsteiger könnten feste Anteile gefordert werden, sagte Wulff. Die Partei werde sich nun mit der Quoten- Forderung beschäftigen. Es sei ein „intensiver Wunsch“ gewesen, zehn Frauen auf sichere Plätze der Landesliste zu nominieren. Mit sieben Kandidatinnen unter den ersten 30 Plätze lägen die Frauen immerhin knapp über ihrem Anteil von 22 Prozent an der CDU-Mitgliedschaft. Er nehme die „Störung“ im Verhältnis zu den Frauen sehr ernst.

dpa