Sehr geehrte...

■ ... Gala"-Chefredakteurin Beate Wedekind,

vielen Dank für Ihren Brief. Ich fühle mich sehr geschmeichelt, daß Sie mich zu dem „handverlesenen Kreis“ zählen, der in Galas Nullnummer schmökern darf. Und weil Sie mich darum bitten, Ihnen zu schreiben, wie mir die erste Ausgabe gefällt, die man nirgends kaufen kann, tu ich's.

Wobei ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. So viele Farben! Wie das Leben so bunt eben, werden Sie sich gedacht haben. Und diese scharf konturierten Menschen. Zum Beispiel Supermodel Tatjana Patitz, Wohnsitz Malibu. Überschrift: „Meine Tiere und ich“. Tatjana mit Hund, Tatjana auf dem Pferd, Tatjana mit Papagei. Wo sonst kann ich so was sehen, so was lesen. Diesen klaren Einstieg mit O-Ton: „,Kommt rein‘, ruft Tatjana Patitz aus der Küche ihres Hauses in Malibu, wo sie Brötchen mit Weißkäse (Mozarella? d.Red.) beschmiert und diese dann mit Tomaten- und Gurkenscheiben verziert.“ Mir ist, als äße ich mit Tatjana die reich bestückten Schnitten!

Drei Seiten weiter falle ich ins Wohnzimmer von Helmut Thoma, kreativ komponiert auch hier die Überschrift: „Zu Hause kann ich abschalten“. Es war sechs, als das Foto entstand, wie die Uhr vom RTL-Boß verrät. Beate, was haben Sie sich dabei gedacht? Ausgerechnet in Gala Propaganda für die Viertagewoche? Thoma und Freundin Danièle hocken unter einem barocken Gemälde, und Ihr formuliert die atemraubende Bildlegende: „Trotz Hektik im RTL- Alltag: Thoma und Danièle Milbert sind ein fröhliches Paar. Hier posieren sie im Schlafzimmer.“ Aber wo ist das Bett? Freiwillige Selbstkontrolle?

Gérard Depardieu hatte Streit mit seinem 23jährigen Sohnemann Guillaume, und Gala, ganz dran, guckt beiden zu, wie sie Möwen füttern mit Croissantkrümeln und wie sie sich wieder vertragen; auf einer Schlemmerparty für Rios Straßenkinder „schlagen Akrobaten Salto rückwärts über die Tomatensuppe“; Ute Lempers Dachwohnung in Charlottenburg kostet 3.500 Mark kalt, sie ist schwanger – das heißt Ute –, wir hatten sie eigentlich schon vergessen, aber Sie nicht, und deshalb fragt Gala Ute im Interview gleich zu Beginn: „Sie haben uns gerade Kaffee gekocht. Wir hätten ja gerne geholfen, aber in die Küche durften wir nicht gehen ...“; und in Eurer 23zeiligen Reportage über Schwarzeneggers Dreharbeiten in Florida erfahre ich: „Es ist nicht alles Schweiß, was glänzt.“

Schade eigentlich nur, Beate, daß unter keinem Artikel der Autorenname steht. Schämen Sie sich für Ihre Graf- und Gräfin-, von- und zu-Redakteure? Dies nicht hoffend, und in Erwartung einer baldigen Antwort Thorsten Schmitz