Unterm Strich

Kultur, das ist okay mit uns, ist etwas angelegentlich Zartes bis Zerbrechliches, das so gesehen durchaus Schutz verdient. Haben Sie aber gewußt, daß es so was wie eine „Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit“ gibt, in der festgelegt wird, was die Menscheit bewahren soll und was nicht, und in die manche Länder reinkommen, andere wiederum nicht – oder nicht so sehr (zum Beispiel Afrika)? Das alles gibt es aber. Und nicht nur das: In diese Liste, die von der Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) geführt wird, hat es seit dem 11. Dezember 1993 sogar 33 neue Einträge gegeben, darunter auch zwei deutsche Denkmäler, nämlich die Klosteranlage Maulbronn und die Altstadt Bambergs. 412 „Welterbestätten“ in 89 Staaten umfaßt die Liste mittlerweile, darunter erstmals auch eine Kulturlandschaft. Neu aufgenommen wurden (unvollständige Übersicht): Japan mit je zwei Kultur- und Naturdenkmälern, nämlich den buddhistischen Denkmälern in Horyu-ji aus dem 8. Jahrhundert (älteste erhaltene Holzgebäude der Welt), der Burg Himeji-jo, die nach einer Presseerklärung der Unesco „in der Wehrhaftigkeit ihrer 83 Gebäude die japanische Feudalstruktur zu Beginn der Shogun- Periode im 16. Jahrhundert verkörpert“, und, als Naturdenkmälern, dem Shirakami-Gebiet in den Bergen des nördlichen Honshu, den letzten erhaltenen Überresten eines Küstenwaldes, der einst die Hügel und Berge Nordjapans bedeckte, und dem Yakushima- Wald auf der Insel Yaku mit einer Flora von 1.900 Spezies, darunter „Sugi“ (japanische Zedern). Auch mit drin: Die Kultstätte Bend Of The Boyn in Irland, die Bergsiedlung Sassi di Matera in Italien, die Pilgerstraße nach Santiago de Compostela und viele andere. Wir verzichten darauf zu monieren, was auf der Liste alles nicht steht, geben bloß zu bedenken, was für ein Eindruck bei den Außerirdischen entstehen könnte, die diese Liste vielleicht dereinst mal aus einem Bleibehälter in einer unbemannten Raumkapsel herausfischen werden ...

Reiner Kunze ist „für seine hervorragenden Leistungen als Lyriker, Essayist und Übersetzer“ zum Ehrendokter der Dresdner Technischen Universität gekürt worden. Der Laudator Lothar Landgraf, Rektor der Uni, gab unter Hinweis auf Kunzes zwölfbändige Stasi-Observationsakte zu bedenken, Kunze habe sowohl während seiner DDR-Jahre als auch später im Westen Deutschlands „Wahrheit gegen alle Widerstände“ geschrieben. dpa fing am Rande der Verleihung noch einige O-Töne ein. „Die Themen gibt mir das Leben“, soll Kunze gesagt haben, sowie „Ich möchte meinen Kopf immer selber behalten dürfen.“

In Sachen Kürzungen des Kulturbudgets und Schließung einzelner Goethe-Institute hat sich jetzt auch Gewandhausmeister Masur zu Wort gemeldet: