Verlage gegen Kahlschlag

■ Erster Erfolg für Greenpeace-Waldschutz-Kampagne

Sowas hat es noch nicht gegeben: Vier Großverlage wollen gemeinsam mit Greenpeace gegen den Kahlschlag der Wälder in Kanada und Skandinavien mobil machen. Das erklärten die Hamburger Verlagskonzerne Gruner+Jahr (G+J) und Axel Springer sowie der Otto-Versand und Mohndruck (Bertelsmann) gestern auf einer Greenpeace-Pressekonferenz. Statt dessen soll Papier aus ökologisch vertretbarer Holzgewinnung verwandt werden.

Für Greenpeace-Boß Tilo Bode ist es ein historisches Ereignis: Nur zwei Monate nach Beginn der Kampagne: „Wieviel Wald kostet Ihre Zeitschrift?“ können die UmweltschützerInnen einen ersten Erfolg verbuchen. In der gestern präsentierten Absichtserklärung der vier Konzerne heißt es: „Künftig soll Holz, das nicht aus Raubbau wie zum Beispiel Kahlschlag stammt, Grundlage sein für eine zukunftsorientierte Zellstoffproduktion, die Ressourcen schont und in geschlossenen Kreisläufen arbeitet.“

Der Otto-Versand (jährlich 20 Millionen Kataloge) geht noch einen Schritt weiter: Das Unternehmen verpflichtete sich gegenüber Greenpeace, sowie es dieses umweltverträgliche Papier gibt, höhere Kosten in Kauf zu nehmen. Otto-Umweltkoordinator Johannes Merck: „Umweltschutz ist ein Qualitätsmerkmal.“ G+J (51 Zeitschriften) will sogar Druck auf die Papierhersteller ausüben. Hentschel: „Wenn ein Unternehmen wie Gruner+Jahr den Papierlieferanten Vorgaben gibt, werden diese die an die Zellstoffhersteller weitergeben“.

Derartige Zellstoffproduktionen gibt es derzeit aber noch nicht. Zwar hat im bayrischen Kellheim eine Zellstoffabrik ein vielversprechendes Verfahren entwickelt, doch ringt dieser Betrieb derzeit mit dem Konkurus. Dennoch ist, so G+J-Umweltbeauftragte Uta Henschel, ökologische Papierherstellung keine Zukunftsmusik. Ihre Vision: Eine umweltverträgliche Zellstoff- und Papierproduktion mit Holz aus den Wäldern Mitteldeutschlands. Henschel: „Unser Bedarf könnte dadurch gedeckt werden.“ Und diese Papiere dürften dann auch den weltweit geschützten Greenpeace-Siegel „Kahlschlag frei“ tragen.“

Kai von Appen