Norwegen kappt Strom-Vertrag

■ Brunsbüttel-Betreiber PreussenElektra macht's möglich: Kein Wasserkraft-Strom für Hamburg / Akw-Ausstieg in weiter Ferne   Von Uli Exner

Aus der Traum. Die Pläne des Senats, ab dem Jahr 2000 zwanzig Prozent des Energiebedarfs der Hansestadt mit Norwegischer Wasserkraft zu decken, haben sich zumindest vorerst erledigt. Die Regierung in Oslo entschied gestern, einen entsprechenden Vertrag zwischen den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) und der norwegischen Firmengruppe Eurokraft nicht zu genehmigen.

In weite Ferne gerückt ist damit auch der vorzeitige Ausstieg Hamburgs aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel, den SPD und Statt Partei laut gerade geschlossenem Kooperationsvertrag für 1999 anstreben wollten. Als Voraussetzung für eine Kündigung des Brunsbüttel-Vertrags hatte Senatschef Henning Voscherau den „gesicherten Strombezug aus Norwegen“ festschreiben lassen.

Offizieller Grund der Absage aus Oslo: Die sozialdemokratische Regierung hält den von der HEW gebotenen Preis – nach taz-Informationen acht Pfennig pro Kilowattstunde – für zu niedrig. Und mehr will die HEW unter keinen Umständen bezahlen, wie ihr Vorstandsmitglied Manfred Timm gestern per Pressemitteilung betonte: „Wir sehen uns nicht in der Lage, die Preisvorstellungen der norwegischen Regierung für die Lieferung des Stroms zu erfüllen.“

Pikant: In der gestern abend versandten Presseerklärung wird auf ein zu dem HEW-Vertrag „konkurrierendes Projekt“ verwiesen, das den Norwegern einen deutlich höheren Preis sichere. Nach Informationen der taz handelt es sich bei diesem Konkurrenten ebenfalls um ein deutsches Energie-Unternehmen: Die PreussenElektra, ihres Zeichens zweiter, die Stillegung des AKW entschieden ablehnender Betreiber des Atomkraftwerks in Brunsbüttel.

Auch der niedersächsische Stromlieferant möchte, wie bis gestern die HEW, den Strom per firmeneigenem Seekabel aus Norwegen beziehen, würde dafür aber offenbar zwölf Pfennig bezahlen. Begründung: Während die HEW den Norwegen-Strom für die Grundversorgung nutzen wollte, benötigt HEW-Partner PreussenElektra ihn als Spitzenlast für besonders verbrauchsintensive Zeiten bzw. als Ersatzstrom beim Ausfall eines Grundversorgungs-Kraftwerks. Spitzenlast-Strom aber ist auf dem internationalen Energiemarkt teurer als Strom, der für die Grundversorgung genutzt wird.

Die beiden Energieunternehmen waren gestern abend für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen. In der Hamburger Umweltbehörde bedauerte der Sprecher des erkrankten Umweltsenators Vahrenholt, Kai Fabig, die norwegische Entscheidung – „ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt“. Man werde überprüfen, ob es sich lohne, mit den Norwegern nachzuverhandeln.