Erschwerte Heimreise

■ Griechen und Türken weichen immer mehr auf italienische Fähren aus

Der seit Jahren andauernde Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien macht die Durchreise für die in Deutschland lebenden griechischen und türkischen Mitbürger fast unmöglich. Wegen der heftigen Kämpfe, besonders in Bosnien-Herzegowina, sind die Straßenverbindungen nach Griechenland und in die Türkei nahezu abgebrochen. So bleiben die von Italien abfahrenden Autofähren für viele, die Jahr für Jahr ihre Verwandten in der Heimat besuchen wollen, als einzige sinnvolle Alternative. Und diese Fähren haben momentan Hochkonjunktur.

„Es gibt keine andere Möglichkeit, es ist sehr gefährlich mit der Familie durch Jugoslawien zu fahren“, sagt Athanasios Garavellis während der Fahrt von Ancona nach Igoumenitsa. Seit Beginn des Bürgerkrieges nimmt der in Stuttgart lebende Grieche die Fähre von Italien nach Hause, obwohl die Fahrt viel teurer als durch Jugoslawien sei und viel länger dauere.

Im Fährgeschäft von Italien nach Griechenland und in die Türkei sind zur Zeit mehrere Reedereien engagiert. Eine der größten ist die vor 21 Jahren gegründete griechische Gesellschaft „Minoan Lines“. „Die Zahl der Passagiere, die von Italien nach Griechenland oder in die Türkei fahren, ist nach dem Bürgerkrieg in Jugoslawien etwa um 30 Prozent gestiegen“, sagt der langjährige Kapitän von „Ariadne“, Konstantinos Roussomoustakakis. In den letzten Jahren würden mehr Schiffe eingesetzt, um die in Europa lebenden Griechen und Türken sowie die vielen Transportwagen nach Griechenland und in die Türkei zu befördern. „Das ist alles verrückt“, meint Käpitän Georgios Katantonakis, der mit seinem Schiff „Festos“ die Route Kusadasi–Ancona befährt. „Ein schnelles Ende des Krieges wäre gut für ganz Europa.“ Ayhan Bakirdögen