■ Das Portrait
: Robert Ray Inman

Man kann ihm wahrlich nicht nachsagen, daß er sich um den Job gerissen hätte. Robert Ray Inman wollte eigentlich nicht Verteidigungsminister werden – schon gar nicht unter einem Präsidenten, den er nicht gewählt hat. Der 62jährige, den US-Prädent Clinton am Donnerstag als neuen Chef des Pentagon benannte, machte keinen Hehl daraus, daß er bei den letzten Wahlen für George Bush gestimmt hatte. Am Ende, sagte er vor der Presse im Weißen Haus, habe er sich aus Pflichtgefühl und seinem Landes zuliebe entschlossen.

Das hört sich nach kokettem Patriotismus an, doch einem wie Inman darf man tatsächlich glauben, was er sagt. Dafür, daß er einen Teil seiner Karriere im Spionagegeschäft zugebracht hat, zeichnet sich der Admiral im Ruhestand durch eine Abneigung gegen diplomatische Taktiererei, Täuschungsmanöver oder Verschleierungstaktiken aus. Das erklärt, warum seine Amtszeit als stellvertretender Direktor der CIA nur ein Jahr dauerte: Inman reichte 1982 bei Präsident Reagan seinen Rücktritt ein, weil er den Plan von CIA-Chef William Casey zum Sturz der Sandinistas in Nicaragua für illegal erklärte.

Zuvor hatte Inman an Caseys Seite einige denkwürdige Auftritte bei Kongreßanhörungen geliefert, in denen Abgeordnete Auskunft über das Gebaren des Geheimdienstes begehrten. Während Casey log, daß sich die Balken bogen, signalisierte sein Vizedirektor den Parlamentariern durch Zeichensprache, was sie wirklich wissen wollten.

Neuer Pentagon-Chef Foto: rtr

In Zukunft wird er auf solche nonverbalen Manöver verzichten können. Wenn er am 20. Januar, einige Tage nach dem Nato-Gipfel in Brüssel, sein Amt antritt, stehen als erstes Verhandlungen über das Rüstungsbudget an. Noch-Verteidigungsminister Les Aspin hat weitere 50 Milliarden Dollar gefordert, um ein Loch für den Fünfjahresplan zu schließen, das angeblich aufgrund falscher Berechnungen der Inflationsrate zustande gekommen ist.

Inmans Nominierung wurde am Donnerstag von allen Seiten begrüßt. Rückhalt wird er brauchen, denn wie Aspin wird er ein schrumpfendes Reich verwalten. In seiner ersten Rede hat er angekündigt, in Zukunft überflüssigen Rüstungsprojekten zu Leibe zu rücken. Das bietet schon reichlich Konfliktstoff mit den zahlreichen Interessengruppen im und außerhalb des Kongresses. Andrea Böhm