■ Aus den Niederungen des Fußballsports
: Verbandsliga-Rückblick oder Geld allein bringt es nicht

Spannung bis zum letzten Spieltag sollte es geben, aber bereits bis zur Winterpause ist im Meisterschaftskampf der Verbandsliga fast alles entschieden. Zehn Mannschaften wollten um den Titel mitspielen, zwei sind übrig geblieben: Der Meister SC Concordia (erst drei Minuspunkte) steht wieder an der Spitze und Vizemeister St. Pauli (sechs Minus-Punkte) hat es sich wie im Vorjahr auf Platz zwei bequem gemacht.

Frustration dagegen bei den Topfavoriten Bergedorf 85 und Raspo Elmshorn. Die Elmshorner hatten in Form von Hauptsponsor Michael Sottmann tief in die Tasche gegriffen. Ex-HSV-Star Miroslav „Oko“ Okonski sollte an der Wilhelmstraße noch einmal seine Trickkiste öffnen. Aber die wirkte doch etwas antiquiert, kaum ein Trick von „Oko“ - trotz seiner fußballerischen Reife von 36 Lenzen - konnte die Gegenspieler schocken.

Trainer Eugen Igel reagierte, setzte seinen Star auf die Bank. So etwas konnte sich Sponsor Sottmann nun wahrlich nicht bieten lassen. Ein ehemaliger Nationalspieler nur auf der Bank, das hat Okonski wirklich nicht verdient. 1:5-Punkte kamen hinzu, Sotti forderte, daß Igel gehen sollte. Aber der Raspo-Coach zeigte seine Stacheln mit Erfolg: Sottmann zog sich zurück, Okonski und die beiden von Lurup gekommenen Oberliga-Stars Thomas Gansauge und Axel Fuchs nahm er gleich mit. Raspo erholte sich, kämpfte sich in mühsamer Kleinarbeit wieder ins Mittelfeld der Tabelle.

Alle Jahre wieder hat auch Bergedorf 85 das große Ziel: Aufstieg in die Oberliga. Mit Dirk Köhlert und Elard Ostermann wurden die beiden Topspieler des VFL 93 an die Sander Tannen gelockt. Aber der große Erfolg blieb mal wieder aus. Am ungeliebten Millerntor gab's eine deftige 1:6-Pleite, Trainer Wolfgang Nitschke, als Kumpel-Typ bekannt, trat zurück. Die Bergedorf-Bosse scheuten keine Mühen und Kosten, um für viel Geld den oberligaerfahrenen Manfred Lorenz von Barsbüttel loszueisen. Hinter den Kulissen - was nicht sonderlich überraschend ist in Bergedorf - kriselte es munter weiter, so daß Manager Kay Gosebeck zurücktrat.

Der Erfolg blieb trotzdem aus, der Rückstand auf die Amateure des FC St. Pauli wuchs auf vier Punkte an. Auch im vierten Jahr wird die Aufstiegsrunde zur Oberliga für die Bergedorfer nur ein Traum bleiben. Ein Trost bleibt aber den „Elstern“. In der nächsten Serie reicht schon Platz sechs, um sich für die neue Oberliga (ab August 1995) Hamburg/Schleswig-Holstein zu qualifizieren...

Im Jubiläumsjahr (Altona 93 wurde 100 Jahre alt) pflegte man/frau beim AFC die alten Traditionen, aber der direkte Wiederaufstieg in die Oberliga (acht Punkte Rückstand) scheint illusorisch. Ziemlich bitter für Altona, denn Vize-Präsident Dirk Barthel kündigte nach den Pleiten der letzten Wochen an, daß in der kommenden Serie kräftig gespart werden soll. Das hört die Konkurrenz natürlich gerne, da können die Manager der Mitkonkurrenten über die Weihnachtstage gleich ein paar AFC-Kicker „anbaggern“. Schließlich beginnen jetzt schon die Planungen für die neue Spielzeit.

Ein Unterdog sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Die Buchmacher hätten vor sechs Wochen für den Klassenerhalt von Komet Blankenese sicherlich eine Quote 500 für 10 Mark Einsatz gezahlt.

Kein Wunder, denn mit 3:21-Punkten lag die Mannschaft aus dem Nobelviertel Hamburgs abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Dann aber kam der „klassenkampferfahrene“ Uli Natusch - zuletzt beim alten Arbeiterverein HEBC in Diensten - an den Dockenhuden, und ein kleines Wunder nahm seinen Lauf: Aus fünf Spielen holte Natusch 6:4-Punkte, verbuchte die ersten beiden Siege und liegt jetzt schon punktgleich mit dem VfL Lohbrügge auf Platz 14. Nur das Torverhältnis trennt die Blankeneser noch vom Klassenerhalt.

Pille erklärt sich solidarisch, drückt euch auch im nächsten Jahr die Daumen...

Pille