■ Gastkommentar
: Hinterbänkler Kröning

Bislang ist die Reise immer in die umgekehrte Richtung gegangen: von Bonn nach Bremen. Seifriz, Grobecker, Lenz sind nur allzu gerne aus dem Bonner Plenarsaal ausgezogen und auf einen Senatorensessel geklettert. Senator zu sein, Landesminister, das ist allemal mehr als ein Bundestagsmandat. Diese Werteskala gilt für alle politischen Karrieren.

In Bonn beginnt jeder Neuling ganz hinten. Vorverdienste zählen nicht. Hans Koschnik hat es erfahren. Mitglied im Haushaltsausschuß, Obmann für ein Sachgebiet und schließlich parlamentarischer Staatssekretär sind die Gipfelpunkte eines Parlamentarierlebens. Wenn aus der Bremer Miniriege einer dazu aufsteigt, hat er viel erreicht, bar jeder Hausmacht. Bei einem Auftritt im Bundestag zu unpassender Zeit und vor leeren Bänken, wird die Kalenderseite eingerahmt. Da bringt das Senatorenamt ganz andere Handlungsspielräume mit sich. Wenn einer eine politische Spur ziehen will, dann hier an der Spitze eines Ressorts.

Was also treibt Volker Kröning aus dem Chefsessel im Haus des Reichs auf die Bonner Hinterbank? Angst vor dem politischen Ende? Wer jetzt nach Bonn geht, wird dort lange bleiben. Wie immer sich die Bremer Szene neu gestaltet, ihn räumt fürs erste niemand von der Bühne. Für Kröning stellte sich die Frage, entweder 1994 auf den sicheren Abgeordnetenplatz nach Bonn oder 1995 in die bremische Arena im Fight um den Bürgermeister. In Bonn säße dann Genosse Isola, und wie es in Bremen ausgeht, ist höchst ungewiß. Die Ampel kommt kaum wieder.

Ob die Resignation des Finanzsenators Nachdenken erzeugt, werden wir an der Person des Nachfolgers ablesen können. Den wählt sich Wedemeier aus. Zum bisherigen Wurschtelstil paßte ein Bläßling aus dem Parlament. Von Umkehr zeugte ein Banker, der sanieren kann. Nur drei stehen in Bremen auf der Mitgliederliste der SPD: Rebers, Reh und Weber. Obwohl das Senatorenamt auch große Bosse in Versuchung führt, wird der einzige wirkliche Bankdirektor, den Bremen aufzuweisen hat, am Brill bleiben. Die Fachmannlösung läuft auf Axel Weber zu,. Im Haushaltsausschuß sitzt er schon für die Genossen. Jürgen Franke