■ Scheibengericht
: De La Soul

Buhloon Mind State

(Tommy Boy/East West)

De La Soul, die zusammen mit A Tribe Called Quest und den Jungle Brothers als „The Native Tongues“ einen Zusammenhang bilden (und eine ganze Schule des progressiven Eastcoast-HipHops repräsentieren), gehen ebensowenig wie ihre Fellows in die Falle des „alternativen“ Novelty-Ereignisses. Mühsam haben sie sich von der Promotion-Idee, die ihr bahnbrechendes Debüt „3 Feet High and Rising“ mit einer hippiemäßigen Blümchen-Ästhetik verband, freigeschaufelt und nach dem programmatischen zweiten Plattentitel („De La Soul is Dead“), der den Mediahype für tot erklärte, endlich wieder die Ruhe und Distanz, um ganz unbeeindruckt von Marktgesetzen an ihrem musikalischen Entwurf weiterzuspinnen. Auf „Buhloon Mind State“ wiederholen sie immer wieder den Satz „It might blow up, but it won't go pop“ – und zitieren damit wahrscheinlich irgendeinen oberschlauen Produktmanager, der die Prognose für ihre neue Platte abgibt, nachdem er das Demo gehört hat.

De La Soul haben die Jetzt-Zeit überholt, und anstatt sich noch weiter um die Identifikationsstiftungsgesetze des „HipHop als Pop“ zu scheren, betreiben sie den radikal unaufgeregten psychedelischen Selbstentwurf. Wer von HipHop-Künstlern erwartet, daß sie gefälligst der stereotypen Vorstellung eines solchen entsprechen und nicht die Rolle des cool-überspannten Sophisten einnehmen, der im Keller mit wenigen Eingeweihten an der Geheimwaffe gegen Verblödung bastelt, den soll genau diese in tausend Stücke reißen. It might blow up, but it won't go pop.