Mehr Power für den Computer

■ Ein leistungsstarker Chip soll das Intel-Monopol kippen

Die größte Denkfabrik in der Computergeschichte hat zugeschlagen. Apple, IBM und Motorola haben gemeinsam eine neue Prozessor-Generation entwickelt, die durch ihre Schnelligkeit und ihren günstigen Preis die fast absolut gewordene Marktherrschaft von Intel und Microsoft beenden könnte.

Obwohl erst seit eineinhalb Jahren am PowerPC, so der Name der Neuentwicklung, gearbeitet wird, liegt schon jetzt der erste Chip vor. IBM baut die neue Chip-Generation schon seit ein paar Wochen in seine Gräte ein. Apple wird im April nachziehen und spätestens 1996 nur noch Geräte mit der PowerPC-Technologie verkaufen. Außer bei Apple und IBM werden diese Prozessoren auch bei anderen Firmen zu Einsatz kommen. Und mehrere Hersteller haben zugesagt, ihre Betriebssysteme auf den PowerPC zuzuschneiden.

So viel Zustimmung ist darauf zurückzuführen, daß Intel und Microsoft seit einiger Zeit nicht nur die Preise bestimmen, sondern auch die Innovationszyklen. Auf Qualität kommt es dabei kaum an. Es gibt zwar jetzt schon Prozessoren, die denen mit dem „Intel-Inside“-Stempel klar überlegen sind, sich aber gegen das Beinahe-Monopol kaum durchsetzen konnten.

In dieser Situation kommt die Power des PowerPC gerade recht. Vor allem nachdem Intel seit ein paar Wochen mit dem Pentium einen Chip als Nonplusultra verkauft, der teilweise noch ganz konservativ auf überholter Technologie aufbaut. Die zur Zeit noch in fast allen Computern steckenden Prozessoren verwenden viele Instruktionen, die von der Software nur selten gebraucht werden. Sie haben sozusagen Übergepäck. Im Vergleich dazu hat der mit neuerer Technologie arbeitende PowerPC ein vereinfachtes Konzept. Er arbeitet mit einem reduzierten Befehlssatz, mit weniger Transistoren und kürzeren internen Leitungen.

Der Chip ist deshalb nicht nur einfach zu entwickeln, sondern auch kompakter zu bauen. Bei der Herstellung des neuen Chips kann teures Silizium eingespart werden, und der Verbraucher muß viel weniger Geld ausgeben. Und das bei einer Leistung, die bis jetzt nur in großen Workstationen zu haben war. Schon der erste PowerPC- Chip läuft mit 60 Megahertz – statt der 32 Megahertz eines derzeit als leistungsfähig geltenden Computers. Und auch beim Betrieb kann Geld eingespart werden, frißt der PowerPC doch nur fast halb soviel an elektrischer Energie wie der neue Pentium von Intel. Jürgen Teipel