Die „Oslo-Connection“ wird wiederbelebt

■ Israelis und Palästinenser versuchen in Norwegen seit dem Wochenende das „Gaza-Jericho-Abkommen“ zu retten / Außenminister Peres verhandelt persönlich

Tel Aviv (taz) – Seit dem Wochenende verhandeln sie wieder. Nachdem der Beginn der Umsetzung des „Gaza-Jericho-Abkommens“ am 13. Dezember geplatzt ist, sitzen sich nun in Oslo wieder Vertreter der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO) und der israelischen Regierung am Verhandlungstisch gegenüber. In der norwegischen Hauptstadt war bereits im Sommer in Geheimgesprächen das Abkommen über eine Teilautonomie der Palästinenser in Jericho und im Gaza- Streifen ausgehandelt worden.

Gestern trafen sich die Mitglieder des bereits im Oktober in Kairo gegründeten Obersten Verbindungskomitees. Auf israelischer Seite übernahm Außenminister Schimon Peres die Verhandlungsführung. Für die PLO leitete der Chef der „Demokratischen Palästinensischen Union“ (Fida), Jassir Abed Rabbo, die Gespräche. Er löste den als Abu Masen bekannten Mahmud Abbas ab. Ursprünglich sollten die Verhandlungen erst heute in einem Hotel beginnen, überraschend steckten aber bereits am Samstag abend im Außenministerium Palästinenser und Israelis die Köpfe zusammen.

Ein gutes Vierteljahr nach der Unterzeichnung des Gaza-Jericho- Abkommens ist zwischen beiden Seiten immer noch umstritten, wer in Zukunft die Grenzübergänge nach Ägypten und Jordanien kontrollieren wird und wie groß das den Palästinensern zu übergebende Gebiet um Jericho sein soll. Sollten diese Punkte in Oslo gekärt werden, darf mit einer Neuauflage des „Gipfeltreffens“ zwischen PLO-Chef Jassir Arafat und dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin noch vor Weihnachten gerechnet werden. Ein detailliertes Abkommen über die Übergabe der Zivilverwaltung Jerichos und des Gaza-Streifens an PLO- Vertreter könnte noch vor Jahresende unterzeichnet werden. In Jerusalem erklärte dazu gestern der – mittlerweile offizielle – PLO-Vertreter Faisal Husseini, das Treffen werde am 22. Dezember stattfinden.

In Oslo sitzen neben Peres Israels Verhandlungsleiter der Gespräche in Taba und Kairo, General Amnon Schahak, der Minister Jossi Sarid, der Generaldirektor des Außenministeriums Uri Savir und der Rechtsberater des Außenministeriums, Joel Singer, am Tisch. Ihre Gegenüber sind Nabil Shaath, Abu Alaa (Achmed Khoury), Hassan Asfour und der PLO- Botschafter in Kairo, Said Kamal.

Im Vorfeld wurde bekannt, daß die Palästinenser nun ein etwa 200 Quadratkilometer großes Gebiet als „Jericho“ definieren wollen. Bisher hatten sie 300 Quadratkilomer gefordert. Die Israelis hatten dagegen nur ein Zehntel der Fläche angeboten. Obgleich der PLO- Exekutivrat in Tunis am Freitag beschlossen hatte, keine Konzessionen zu machen, ist man in Jerusalem davon überzeugt, daß Rabin den Gesprächen nur zugestimmt hat, weil er weiß, daß Arafats Vertreter zu weiteren Zugeständnissen bereit sind. Amos Wollin