: Polizei bekam Computer
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Technologisch auf dem Stand der 50er Jahre hat die Bremer Polizei bisher gearbeitet, mit sechsfachen Durchschlägen und der Schreibmaschine Monica. Das soll jetzt bald ein Ende haben: Seit dem 6. Dezember arbeiten die ersten Reviere und SachbearbeiterInnen mit dem System Isa-D. In einer kleinen Feierstunde drückte Innensenator van Nispen dafür gestern auf einen Keyboard-Knopf, und die Fachleute der Polizei und der Firma Siemens- Nixdorf erklärten, was Isa-D leistet.
Wenn ein Polizeibeamter eine Anzeige aufnehmen will, dann, so erklärte Hauptkommissar und Computer-Fachmann Günter Möller, dann greift er zum Sechsfachdurchschlag und zu seiner mechanischen Schreibmaschine und legt los, System Adler. Die Durchschläge werden den zuständigen Dienststellen gebracht, die legen sie ab. Eine dieser Dienststellen zum Beispiel tippt die Anzeige ab, damit sie dann im Rechner beim Rechenzentrum Bremer Verwaltung (RBV) gespeichert ist.
Daß die Polizei wie in normalen Büros mit EDV umgeht, ist nur das Fernziel von „ISA- D“. Die Anzeigen-Aufnahme wird vorerst wie beschrieben bleiben. Innensenator van Nispen konnte gestern nur seine Hoffnung ausdrücken, daß „wir das in dieser Legislaturperiode in Angriff nehmen“, diesen Vorgang auf moderne Bürotechnik und vernetzte PCs umzustellen.
Was gestern gefeiert wurde, ist die Aufstellung der entsprechenden Hardware und die Inbetriebnahme der „ersten Stufe“ des polizeilichen Informations-Programms. Denn wenn die Daten in einem Computer in Bremen oder beim BKA gespeichert sind und die Polizeibeamten keine Terminals haben, dann ist ja die Frage: Was soll das Ganze? Da setzt die erste Stufe von Isa-D an. Wenn ein anderer Polizeibeamter Zugriff auf die Daten des Rechenzentrums haben wollte oder wissen wollte, ob über einen zu überprüfenden Menschen etwas beim BKA (Inpol) gespeichert ist oder ob er wirklich der Halter des PKW ist, mit dem er angehalten wurde (Flensburg), dann mußte der Beamte bisher immer zum Telefonhörer greifen, die Datenstelle im Polizeipräsidium anrufen und dort einen Diensthabenden bitten, an dem einizigen in Bremen zur verfügung stehenden Terminal die Nachfrage zu starten. „Telefonieren - warten - doch keine Daten bekommen“ ist unter Polizeibeamten der Slogan dieser zentralen Datenstellen.
Damit wenigstens soll jetzt Schluß sein; in wenigen Wochen soll in jedem Revier ein Terminal stehen, von dem aus man diese Anfragen an die Einwohner-Datei Bremens, die KFZ-Datei Bremen und Flensburg, Inpol des BKA und die Bremer Datei „Anzeigen“ stellen kann. Das soll später auch von einer einzigen „Oberfläche“ aus möglich sein, die zudem benutzerfreundlich und einfach zu bedienen sein soll - jeder Polizeibeamte schließlich muß ohne übermäßigen Schulungsaufwand das Gerät bedienen können.
Innensenator van Nispen bekam gestern auf dem 2. Polizeirevier in Osterholz von einem Polizeibeamten Herzog einen Blumenstrauß. Der hatte vor einem halben Jahr lautstark seinen Zweifel an von Nispens Zuversicht geäußert und mit dem Senator gewettet, daß das System nach seiner „unendlichen Geschichte“ – auf das Jahr 1980 gehen die ersten Isa-Beschlüsse zurück – nicht mehr 1993 in Betrieb gehen würde.
Ganz haben die Computer- Leute ihren Zeitplan nicht einhalten können, insbesondere der Zugriff auf Bundes-Dateien über die „Bremer“ Oberfläche ist bisher nur teilweise gelungen. Aber immerhin konnte in Osterholz am 6. Dezember einer der ersten Computer aufgestellt werden. Dort fand denn auch die Präsentation statt, damit die Wettschulden gleich vor Ort beglichen werden konnten. K.W.
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