Kein Platz für Bücher und Leseratten

■ Humboldt-Uni soll neue Bibliothek nicht auf Kasernenareal errichten dürfen

Die Humboldt-Universität (HU) wird so bald keine neue Bibliothek erhalten. Der dafür vorgesehene Platz auf dem Innenhof der ehemaligen Friedrich-Engels- Kaserne im Bezirk Mitte soll nach dem Willen des Bundes an das Deutsche Historische Museum (DHM) gehen. Dies sieht ein Protokoll des Innenministeriums vor. Das DHM will auf dem Kasernenareal Containerhallen aufstellen lassen, in denen für die nächsten fünf bis zehn Jahre Ausstellungsgegenstände aus dem Zeughaus gelagert werden sollen, während es umgebaut wird.

Damit wird die Lage für Berlins älteste Universität prekär. Die Universitätsbibliothek mietet zur Zeit 8.000 Quadratmeter von der Staatsbibliothek. Die Kündigung wegen Eigenbedarf steht bevor.

Auf einer Pressekonferenz kritisierte gestern HU-Präsidentin Marlis Dürkop, daß das Kasernengelände von Bonner Beamten zwischen dem Deutschen Historischen Museum und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufgeteilt wird, obwohl die Humboldt- Universität mit beiden Einrichtungen noch im November dieses Jahres ein Memorandum zur gemeinsamen Nutzung des Areals erarbeitet hatte. Auch das Verhalten der Deutschen Historischen Museums stößt bei Marlis Dürkop auf Unverständnis. „Das Museum hat seine Interessen nicht den Absprachen gemäß durchgesetzt“, umschrieb sie vorsichtig ihren Verdacht, daß hinter dem Rücken der Universität über die Nutzung des Geländes verhandelt worden sei.

HU-Präsidentin Dürkop will nun eine Rechtsprüfung veranlassen, sofern der Akademische Rat der HU-Uni einverstanden ist. Das Gutachten soll klären, ob die Humboldt-Uni einen Eigentumsanspruch auf die Kaserne hat, da die DDR-Regierung unter de Maizière 1990 die Kaserne an die Universität übertragen habe. Martin Hörnle