■ Der rechtsradikale NSBD erweitert Aktionsradius
: „Inländerfeindliche Elemente“

Duisburg (taz) – Der rechtsradikale „Nationale Studentenbund Deutschlands – Kampfgruppe Duisburg“ (NSBD), der an der Duisburger Universität schon länger als eineinhalb Jahre sein Unwesen treibt (siehe Wahrheit vom 2.11.93), hat seinen Aktionsradius über den Campus hinaus ausgeweitet. Der NSBD behelligte in bislang mehr als 20 bekanntgewordenen Fällen Universitätsangehörige und Studierende, insbesondere Frauen, durch anonyme Briefe. Anschließend rühmte sich der unbekannte Täter oder Täterkreis gar in selbst so bezeichneten „offiziellen Stellungnahmen“, daß er jederzeit in der Lage sei, „sich die persönlichen Daten sämtlicher Hochschulangehöriger zu besorgen“, und führte in diesem Text zum Beweis Kontostände und Familienstandesangaben von Hochschulangestellten auf. Insbesondere weibliche Mitarbeitende der Chemieabteilung wurden mit einer Kombination aus Beleidigungen, Verleumdungen und vorgeblichem Insiderwissen massiv behelligt oder auch offensiv bedroht.

Für seine Aktivitäten nutzt der NSBD heimlich die Infrastruktur der Hochschule, beispielsweise die Hauspost und öffentlich nicht zugängliche Kopierer. Auch für ein wiederholt in Universitätsräumen ausgelegtes Computerspiel, in denen namentlich aufgeführte Frauen einer Abtreibung bezichtigt werden, wird der NSBD verantwortlich gemacht. Jetzt schrieb der NSBD mehrfach Duisburger Flüchtlingsfreunde an, die sich in Reaktion auf eine vom kommunalen Rechtsamt verfügte Abschiebung einer bekannten mazedonischen Familie für diese öffentlich eingesetzt hatten. Die Briefe dürften unter anderem den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Eines dieser unter gefälschten Adressen wie etwa „NSDB im Asta der Universität Duisburg“ versandtes Schreiben erreichte auch den Schulleiter einer lokalen Gesamtschule. Behauptet wird darin, daß „in Duisburg der NSBD Listen inländerfeindlicher Elemente erstellt und, falls nötig, auch Säuberungsmaßnahmen durchführt“. Auch der Schulleiter und eine Lehrerin stünden nunmehr auf der Liste, die Lehrerin „ganz oben“; für sie sei eine Prämie von „1.000 DM“ ausgesetzt.

Nach Auskunft von Helmut Höhn, Personalrat an der Uni, ist der andauernde Psychoterror auf dem Campus bei den davon Betroffenen nicht ohne Folgen geblieben. Manche Angeschriebenen seien „jetzt noch total verschreckt“. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat Anfang November zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 2.000 DM ausgesetzt. Bislang sind noch keine Hinweise eingegangen. Thomas Meiser