■ Mit Palästina-Projekten auf du und du
: Gebremster Öl-Boom

Berlin (taz) – Nach 25 Jahren militärischer Besetzung ist die Wirtschaft der Westbank und des Gaza-Streifens weitgehend von Israel abhängig. Mindestens die Hälfte der Einnahmen im Gaza-Streifen etwa stammen direkt oder indirekt aus Israel – wenn die besetzten Gebiete nicht gerade abgeriegelt werden.

Der wichtigste Erwerbszweig ist die Landwirtschaft. Auch hier hat die israelische Besetzung die Lage verschlimmert. Fast die Hälfte des Bodens hat Israel für Militärstützpunkte und Siedlungen beschlagnahmt; es kontrolliert die Wasserreserven und beschränkt die Exportmöglichkeiten.

Um aus der fast totalen wirtschaftlichen Abhängigkeit herauszukommen, gründeten einige Palästinenser 1986 eine Selbsthilfeorganisation, die Union of Agricultural Work Committees (UAWC). Die Komitees mit Niederlassungen in verschiedenen Orten betreuen zahlreiche Projekte und Hilfskampagnen, darunter die Förderung von Geflügelzucht, die Einrichtung von Läden zur Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte oder die Verteilung von Obstbaumsetzlingen.

Modellcharakter hat dabei das Olivenöl-Projekt der UAWC. Der Olivenanbau ist der wichtigste Zweig der palästinensischen Landwirtschaft, der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung in der Westbank beträgt bis zu 13 Prozent. Früher exportierten die Palästinenser Olivenöl in die arabischen Golfstaaten. Doch ist ihnen dieser Markt verschlossen, seit sich die PLO während des Kriegs auf die Seite des Iraks gestellt hatte.

Die UAWC möchten nun das Olivenöl nach Europa und Nordamerika exportieren. Dazu muß zunächst einmal für den hiesigen Geschmack der Säuregehalt gesenkt werden. In Pilotprojekten wurde bereits Bio-Öl der höchsten Qualität (Extra-vergine) kalt gepreßt. Zudem stellt neuerdings eine Frauenkooperative eingelegte Oliven für den Export her. Nun soll eine eigene Olivenpresse angeschafft und eine Beratungsstelle eingerichtet werden, um die LandwirtInnen bei der Produktionsumstellung zu unterstützen und den bisher im Vergleich zu anderen Erzeugerländern sehr niedrigen Ertrag zu steigern.

Neben der Immobilienspekulation ist die Olivenbranche derzeit der einzige echte Wachstumssektor der palästinensischen Wirtschaft. Anders als die hochgesteckten Entwicklungsziele der internationalen Gebergemeinschaft kann der arbeitsintensive Olivenanbau in kürzester Zeit Arbeitsmöglichkeiten für zahlreiche Menschen in den besetzten Gebieten schaffen. Doch ohne finanzielle Hilfe kann das Olivenöl-Projekt der UAWC die notwendigen Anfangsinvestitionen nicht vornehmen. Zahlreiche Behinderungen durch die israelische Besatzungsmacht – Handelsbarrieren, Steuern auf das Öl und Abgaben auf Ölpressen etwa – erschweren außerdem das Fortkommen des Projekts. lieb

Auskünfte über Hilfsmöglichkeiten gibt der Verein Palästina-Aufbau-Projekte, Postfach 4514, CH-8022 Zürich.