BND versucht, Bonner Journalisten anzuheuern

■ Radioreporter verweigerte Mitarbeit

Bonn (taz) – Schnüffelattacke im Regierungsviertel: Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat auf plumpe Weise versucht, einen jungen Journalisten im unmittelbaren Umfeld des Bonner taz-Büros als Spitzel anzuwerben. Der 25jährige Christoph Heinzle, der für den privaten Hörfunksender Radioropa arbeitet, lehnte das Angebot jedoch ab. Die Bonner Korrespondenten von Radioropa teilen sich mit denen der taz eine Büroetage eines Hauses nahe dem Bundestag.

Der für die Koordinierung der Geheimdienste zuständige Staatsminister im Kanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), kritisierte gegenüber dem Stern das Vorgehen der Pullacher Agenten mit den Worten: „Wenn dies so erfolgte, kann dies den Gepflogenheiten eines Auslandsnachrichtendienstes nicht entsprechen.“ Er schloß die Rekrutierung von Bonner Journalisten durch den BND aber nicht generell aus. Schmidbauer war von dem Anwerbungsversuch nicht informiert worden. Offiziell ist der BND nur für die Auslandsaufklärung zuständig. Der Radioreporter und Student wurde bei dem Anwerbungsversuch Anfang Dezember von einem Mitarbeiter des BND denn auch aufgefordert, „Informationen über das Ausland“ zu liefern. Tatsächlich berichtet Heinzle fast ausschließlich über Innenpolitik.

Der Radioreporter selbst kann nur vermuten, warum die Geheimdienstleute ausgerechnet ihn zum Mitarbeiter küren wollten. Für denkbar hält er, daß sein Zugang zum nahen taz-Büro die Agenten interessierte. Tatsächlich bekam taz-Mitarbeiter Thomas Scheuer erst kürzlich von einem Abgeordneten den Hinweis, der BND habe ihn „auf dem Kieker“.

Laut Stern will der SPD-Innenpolitiker Winfried Penner den Bonner Fall in der Parlamentarischen Kontrollkommission des Bundestags (PKK) zur Sprache bringen. Obwohl die Anwerbung von Journalisten dem Geheimdienst nicht ausdrücklich verboten ist, gilt laut Penner seit Jahren der Konsens, „daß so etwas nicht geht“. Die Chefredaktion von Radioropa hat gestern beim BND schriftlich protestiert. Dem Presserat legte der Sender eine Beschwerde gegen den Anwerbungsversuch vor. mon Seite 4