„Sidmar steigt ein“

„Es bleibt beim integrierten Hüttenwerk.“ Mit diesen Worten ist Bürgermeister Klaus Wedemeier gestern allen Spekulationen entgegengetreten, daß der belgische Stahlkonzern Sidmar doch noch die Stillegung des Bremer Kaltwalzwerkes in die Verhandlungen einbringen könnte. Allerdings werde es zu „Synergieeffekten“ kommen, wenn Sidmar einsteige. „Mit oder ohne Sidmar“ solle am 31.1.1994 die Interessentenlösung unterschrieben werden. Daß dies am Dienstag abend beim Notar noch nicht passiert ist, erklärte Wedemeier damit, daß die Gespräche mit Sidmar sehr viel weiter als erwartet seien und für Januar mit einem positiven Abschluß gerechnet werden könne.

Wedemeier bestätigte, daß das Prüfverfahren, das die EG gegen die Klöckner-Lösung eingeleitet habe, im Falle eines Beitritts von Sidmar sofort zurückgezogen würde. Dies sei allerdings nicht das Motiv für die Vertagung gewesen. „Mich macht das nicht nervös“, meinte Wedemeier. Es gebe eben Prüfverfahren, die positiv und andere, die negativ ausgingen.

Staatliche Bürgschaften für privaten Interessenten gebe es nicht, versicherte Wedemeier noch einmal. Daß dagegen die Stadtwerke „außerordentliche Risiken“, wie sie etwa aus einer Beteiligung an Klöckner entstünden, nicht selber tragen, sondern mit der Konzessionsabgabe verrechnen könnten, sei schon deswegen selbstverständlich, weil es so im Konzessionsvertrag mit der Stadt stünde.

Mit seiner Erklärung versuchte Wedemeier gestern das Tohuwabohu zu beenden, das am Dienstag abend nach dem Platzen der Vertragsunterzeichnung für die „Interessentenlösung“ entstanden war. Die Verschiebung war von Wirtschaftssenator Jäger bereits bekanntgegeben worden wärend der eigentlich für die verhandelnde Hibeg zuständige Finanzsenator Kröning noch versicherte, daß bis 24 Uhr alle erforderlichen Unterschriften vorliegen würden. Wedemeiers gestrige Begründung für die Verschiebung der Vertragsunterzeichnung ist allerdings auch nicht besonders plausibel. Schließlich war am Dienstag mit Sidmar überhaupt nicht mehr verhandelt worden. Das absehbare Einsteigen der Belgier kann somit kaum der Grund für das überraschende Platzen der Unterschriften-Aktion am Dienstag abend gewesen sein.

K.W./Ase