■ Mit der Postbank auf du und du
: Immer ehrlich

Postland (taz) – Am Anfang waren die Postkutschen. Später wurden Drucksachen erfunden, die länger brauchten als Briefsendungen damals zu Pferde. Modern waren schon zusammenbrechende Telefonleitungen, gefolgt von der Telecom, die man treudeutsch Telekom taufte. Gleichzeitig wurde aus dem Postscheckamt das Postgiroamt, das nun, amtsfrei, zur Postbank erwuchs.

Das Postgiroamt war seiner Zeit etwas hinterher, als es seinen KundInnen noch 1991 schriftlich Tips zum Geldtransfer in die DDR übermittelte. Doch als Postbank startet das Unternehmen jetzt voll durch in die Postmoderne: In den vergangenen Wochen erhielten die KundInnen das Angebot, mit einer Einlage ab DM 5.000 einen Fonds zu zeichnen.

Geworben wird mit Sicherheit, Flexibilität, hoher Rendite, Kapitalwachstum. Das Geld werde „professionell und profitabel in erstklassigen festverzinslichen Wertpapieren“ angelegt – und verwaltet von der Tochterfirma „Postbank Capital Management, S. A. Luxemburg“.

Hört, hört: Luxemburg. Da denkt doch jeder an ... na: Steuerflucht. Aber wird denn das Noch-Staatsunternehmen Postbank dem eigenen Quellensteuerminister in den Rücken fallen?

Unter 0130-7050 bietet die Postbank eine Nulltarif-Infonummer an. Es meldet sich eine überraschend freundliche junge Stimme. Sie preist den bei drei- bis siebenjähriger Laufzeit „erwarteten Anlageerfolg von fünf bis sechs Prozent“. Und ergänzt verlockend: „Könnte aber auch etwas mehr werden.“ Und die Steuer? „Wir gehen von der Steuerehrlichkeit unserer Kunden aus.“ Logo, aber heißt das...? „Ein Freistellungsauftrag ist nicht erforderlich.“ Das bedeutet aber doch ... „Ja beziehungsweise nein, also, eine Quellensteuer wird nicht erhoben.“ Die junge Postbankstimme argumentiert hart: Zwar sei man derzeit noch ein staatliches Unternehmen, aber zur anvisierten Privatisierung 1996 müsse man „doch konkurrenzfähig sein“. Und da reiche es halt nicht, „nur Sparbücher auf den Markt zu bringen und Girokonten anzubieten“. Und „wegen dieser Sache“, die Stimme meint die getarnte Aufforderung zur Steuerflucht, „hat es diesbezüglich auch schon Krach gegeben mit den Ministern Bötsch und Waigel.“

Was wir gerne glauben. Bleibt die Frage: Wann eigentlich werden Post- und Finanzministerium privatisiert? -müll-