Alle Menschen könnten satt werden

■ Generaldirektor der FAO kritisiet weltweit „ungleiche Güterverteilung“

Washington (dpa) – Millionen von Menschen sind zum Jahreswechsel von Hungersnot und Unterernährung bedroht. In mindestens 20 Ländern der Welt sind die Nahrungsmittel zu knapp geworden.

Zu diesem Schluß kommt die Welternährungsorganisation FAO in einem Bericht, den der scheidene Generaldirektor Edouard Saouma am Dienstag abend in Washington vorgestellt hat.

Der Hungergürtel der Welt hat sich kaum verändert. Und Sauma erteilte allen Kritikern eine Abfuhr, die das Problem vor allem durch Geburtenkontrollen in den Entwicklumngsländern regeln wollen. Es gebe durchaus genügend Nahrungsmittel, um die Weltbevölkerung von heute 5,4 Milliarden Menschen zu versorgen, sagte Sauma.

Das Problem bestehe nach wie vor in der ungleichen Güterverteilung. „Kriege, zivile Unruhen und wirtschaftliches Chaos“ hätten außerdem in acht Ländern die Situation zusätzlich verschärft. Knappheit herrsche unter anderem aus diesem Grund im Irak und in Haiti.

Nach FAO-Schätzungen leben in den Entwicklungsländern rund 790 Millionen chronisch unterernährte Menschen, darunter 190 Millionen Kinder. Hinzu kämen rund zwei Milliarden Menschen, die unter „verstecktem Hunger“ oder diätbedingten Mangelerkrankungen litten. Diese könnten die geistige oder körperliche Entwicklung behindern und zu Blindheit oder anderen schwerwiegenden Störungen führen.

Zu den Ländern in Afrika, die aufgrund von Ernteausfällen oder politischen Unruhen dringend auf Nahrungsmittellieferungen aus dem Ausland angewiesen seien, gehören Kenia, Äthiopien, Eritrea, der Sudan, Angola und Burundi.

Aber das Elend ist inzwischen auch nach Europa eingewandert. Heute herrsche in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Bosnien- Herzegowina ebenfalls große Not, heißt es in dem Bericht. Auch mehrere Republiken der ehemaligen Sowjetunion, darunter Armenien, Aserbaidschan, Tadschikistan und Georgien, litten unter „schwerwiegenden Versorgungsproblemen“.