Eine Einnahmequelle gestrichen

■ Volleyball: Bundesligist 1.VC Hamburg verliert Pokalviertelfinale gegen den SCC Berlin

Nicht nur an der eigenen Mannschaft hatte Frank Mackerodt, Berater des Volleyballbundesligisten 1.VC Hamburg und ehedem Spielführer der Equipe, etwas zu mäkeln. „Für einen Deutschen Meister spielte Charlottenburg nicht souverän genug“, so sein Resümee nach der 2:3-Pokalniederlage des 1.VCH am Mittwoch abend in der Wandsbeker Sporthalle.

Vor 1100 Zuschauenden kam der VCH nur schwer ins Spiel. Souverän, nach nur 24 Minuten, konnte der Gast aus Berlin den ertsen Satz mit 15:8 für sich entscheiden. Der zweite Satz ging dann an den 1.VCH. Bevor sich dann im dritten Satz die spielerische Klasse der Berliner durchzusetzte und ein baldiges Ende der gesamten Partie unvermeidlich schien. Doch der folgende Satz brachte 1.VCH-Trainer Bernd Schlesinger ins schwärmen: „Phantastisch, wie wir das noch umgebogen haben.“ Nach einem Zwischenstand von 8:14, also sechs Matchbällen für die Berliner, gelang noch ein 16:14-Satzgewinn. Es nutzte indes wenig. Der finale Tie-Break ging mit 15:9 an die Gäste und der finanziell gestreßte VCH hat durch dieses Pokal-K.o. eine Einnahmequelle verloren.

Der 1. VC Hamburg steht wirtschaftlich weiterhin mit dem Rücken zur Wand. Doch Präsident Günter Ploß hat Spekulationen über eine bevorstehende Auflösung der Mannschaft vehement widersprochen. Ploß räumt allerdings ein, daß der Verein mit seinen Gehaltszahlungen an Trainer und Spieler wieder in Verzug gekommen und die Vereinskasse leer ist.

Auch Trainer Bernd Schlesinger, der nach eigenen Angaben seit drei Monaten auf sein Gehalt wartet und Reisespesen zu Auswärtsspielen in vierstelliger Höhe vorgestreckt hat, stimmt dem Präsidenten zu: „Die Mannschaft wird diese Saison auf jeden Fall zu Ende bringen.“ Bislang hat sich die schon seit dem Sommer schwelende Finanzkrise eher positiv auf den Kampfgeist ausgewirkt. Das Team kann sich sogar noch Hoffnungen auf die Play-off-Runde machen.

„Wir wissen, daß kein Geld da ist. Wir sind aber trotzdem voll motiviert“, sagte Mannschaftskapitän Uwe Körner. Er schätzt die Chance aber nur mit 50:50 ein, daß es auch über das Saisonende hinaus Bundesliga-Volleyball in Hamburg gibt. „Und wenn“, so Körner, „nur bei einer Rückkehr zum Hamburger SV.“ Der HSV hatte die Volleyball-Abteilung 1991 aus wirtschaftlichen Gründen ausgegliedert. Der Ende 1991 gegründete VCH hat in dieser Saison keine einzige Bande in der Wandsbeker Sporthalle verkaufen können. Außerdem wartet der Klub immer noch auf knapp 100.000 Mark, die ihm ein Sponsor (“Auxilia“) und eine hessische Vermarktungsagentur für Bandenwerbung noch aus der vergangenen Saison schulden. Gegen beide Unternehmen hat Ploß inzwischen rechtliche Schritte eingeleitet. Trotz drastischer Einsparungen und Halbierung der Spielergehälter kommt der Präsident mit den Einnahmen nicht aus. „Unser Zuschauerschnitt liegt nach drei Heimspielen um 200 unter der kalkulierten Zahl von 700, weil wir bislang keine zugkräftigen Gegner hatten“. taz/dpa