■ Urdrüs wahre Kolumne
: Wenn Landsknechte singen

Den Obdachlosen unter Ihnen sei nachdrücklich ans Herz gelegt, daß der CVJM heute wieder von acht bis acht (präzis von 20 bis 8 Uhr) zur 12-Stunden-Fete unterm Weihnachtsbaum des Konsul-Hackfeld- Hauses einlädt. Schon zwei Dutzend stolze Berber, die das Haus nicht räumen würden, könnten so vielleicht zu einer Herberge auf Dauerkommen. Nur so als Tip...

Immer mehr BürgerInnen bekennen sich zur Direkten Aktion. Zitiert doch ein CDU- nahes Anzeigenblatt dieser Tage den Gröpelinger Juwelier Heinz Aßmuth in einem Beitrag über wettbewerbswidrige Räumungsverkäufe mit den kämpferischen Worten „Goetz zerstört unsere Existenz... Ich würde am liebsten sein Schaufenster zertrümmern.“ Und gehst Du in die City, vergiß den Vorschlaghammer nicht!

Im Dreisatz der Logik ist Schlagersänger Peter Maffay jetzt heißer Favorit für das Amt des deutschen Bundespräsidenten. Nachdem Michail Gorbatschow als großer Mann des Schlußverkaufs aus Termingründen nicht zu den Bremer Sixdays kommen konnte, wird nun Mr. Tabaluga über sieben Brükken geh'n und die flinken Radler per Pistolenschuß derart erschrecken, daß sie auf- und davonfahren. Und wer „Gorbi“ ersetzen kann, dem sollte man doch erst recht den Job eines Heitmännchens aus dem Erzgebirge zutrauen!

Die Musikschau der Nationen feiert im Januar ihr 30jähriges Jubiläum, damit der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge weiterhin zur Versöhnung über Gräbern einladen kann. Idefix läßt grüßen! Heuer werden nicht nur die Klangsoldaten der US-Army und die österreichische Postmusik aus Graz mit Tschingderassassa und Swing- Appeal vertreten sein, sondern auch das Musikcorps der Fremdenlegion. Können sich im Hauen/Stechen/Bömbchenwerfen ausgebildete Landsknechte aus allen beteiligten Nationen ja gleich die Eintrittsformulare für die Legion abholen, um drohender Arbeitslosigkeit durch allzuviel Feindbildverlust zu entgehen. Irgendwo wird immer geschossen. Und im Jahr darauf darf vielleicht schon der Fanfarenzug Oberst Rudel der Wikingjugend mitmachen.

Ein großes Verdienst dieses Blattes bestand (nicht nur) für mich darin, daß es seine LeserInnen über viele Jahre hinweg zwischen Weihnachten und Neujahr mit Berichten aus dem Gruselkabinett dieser Welt verschonte. Stattdessen wurde eine Woche lang im Geiste von Paul Lafargue und Anna Blume das Lob der Faulheit gesungen und die Sportidioten in Redaktion und Verlag hatten Gelegenheit, sich kollektiv beim Schifahren die Haxen zu brechen. Bis die TAZ-ZEN nationwide wieder bei Trost sind und an dieser Tradition erneut anknüpfen, halte ich die Fahne des Bewährten demonstrativ hoch und pausiere bis zum Neuen Jahr. Wie es sich gehört! Ansonsten gute Verdauung der Weihnachtsgans, vergessen Sie nicht den Eimer Wasser neben dem Tannenbaum und rutschen Sie gut hinein in den Wahnsinn 1994! Ulrich Reineking-Drügemöller