Video-Schnäppchen

■ Unterhaltungselekreonik sucht Impulse

Den Herstellern von Unterhaltungselektronik ist vor dem Weihnachtsfest nicht zum Jubilieren zumute. Nach den Boomjahren 1990 bis 1992 ist bei der Branche trotz eines immer attraktiveren Gerätangebots wieder längst der graue Alltag eingekehrt. „Die Industrie setzt ihre Erwartungen voll auf die letzten Wochen des Jahres, die traditionell mit rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes zu Buche schlagen“, drückt Hans Burkhard, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gesellschaft für Unterhaltungs und Kommunikationselektronik (gfu), die Hoffnungen der Branche aus.

Ob das Weihnachtsgeschäft mit Farbfernsehern, Videorecordern oder HiFi-Geräten allerdings die dringend benötigten Impulse bringt, muß abgewartet werden. Wer die Geräte der Unterhaltungselektronik gerade jetzt auf seinem Wunschzettel hat, kann zum „Schnäppchen-Jäger“ werden. Die Preise sind im Moment so niedrig wie nie zuvor.

Bisher verlief für die Hersteller das Geschäft in 1993 relativ enttäuschend. Der Gesamtumsatz ging in den ersten neuen Monaten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 13,5 Milliarden DM zurück. Dabei war das HiFi-Geschäft der einzige Bereich, in dem sich die Umsätze auf Vorjahresniveau festigen konnten. Die Mini-Anlagen waren hier die absolute Ausnahmeerscheinung, für die 1993 noch einmal 50 Prozent mehr ausgegeben wurden als im Vorjahr. Andere Marktsegmente registrierten Umsatzrückgänge zwischen sechs Prozent (tragbare Audiogeräte) und 16 Prozent (Camcorder).

Burkhard rechnet für das Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang von rund sieben Prozent auf 23,3 Milliarden DM. Für 1994 sagt der Branchenkenner lediglich ein Niveau auf Vorjahresebene vorau. Der Umsatz bei den Fernsehgeräten dürfte in diesem Jahr auf 6,2 (Vorjahr: 6,6) Milliarden DM rückläufig sein. Bei Videorecordern wird ein Umsatz von 2,5 (2,8) Milliarden erwartet. Stark absacken dürfte beispielsweise der Umsatz bei Camcordern um 16 Prozent auf 1,8 Milliarden DM, während bei Cassetten ein Absatzminus von zwölf Prozent auf 1,6 Milliarden DM einkalkuliert wird.

Die Branche schreibt laut Burkhard derzeit insgesamt rote Zahlen. Mit neuen Bereichen wie beispielsweise mobilen und intelligenten Telefonen werde die Branche versuchen, Verluste im traditionellen Unterhaltungselektronikbereich auszugleichen. Die Mitarbeiterzahl in der deutschen Unhterhaltungselektronik-Industrie dürfte in diesem Jahr um rund fünf Prozent auf etwa 42.000 zurückgehen, heißt es.

Nikolaus Meß, dpa