Familientragödie mit drei Toten

■ Zwei Menschen erschossen / Täter tötete sich selbst

Eine Familientragödie ist vermutlich der Hintergrund für den gewaltsamen Tod dreier Menschen am Mittwoch nachmittag in Bremen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft erschoß der 62jährige Herbert Sch. das Ehepaar W. in seiner Wohnung in Schwachhausen und tötete sich danach selbst. Der Täter ist der frühere Ehemann seines Opfers Ruth W.

Nach den bisherigen Ermittlungen hat sich die Tat wie folgt zugetragen. Herbert Sch. hatte sich als Frau verkleidet unerkannt Zutritt zur Wohnung seiner früheren Frau verschafft. „Auch ich habe auf den ersten Blick nicht erkannt, daß es sich bei der Person des Täters um einen Mann handelt“, berichtete gestern der Dezernatsleiter für Kapitalverbrechen bei der Kripo Bremen, Peter Wetzke. Sch. sei geschminkt gewesen, habe Spitzenhandschuhe getragen und habe sogar einen Blumenstrauß mit in die Wohnung gebracht.

Gegen 14.15 Uhr, so berichteten Anwohner der Polizei später, wurde in der Wohnung geschossen. Die herbeigerufene Polizei fand den Ehemann W. und den Täter „offensichtlich tot“, die Ehefrau Ruth W. war schwer verletzt und verstarb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. „Nach der Spurenlage ist eindeutig, daß Sch. zunächst die Eheleute W. und dann sich selbst umgebracht hat“, meinte Wetzke. Als Waffe diente eine belgische 9mm- Pistole.

In der Wohnung des Täters hat die Polizei eine Art Lebensbericht gefunden. „Daraus geht hervor, daß Sch. sich von der Gesellschaft im allgemeinen und vom Ehepaar W. im besonderen ausgenutzt fühlte.“ Täter und Opfer lagen erst in der letzten Woche gerichtlich miteinander im Clinch: Harry W. war der Vermieter von Herbert Sch. Offenbar ging es vor Gericht um die Kündigung der Wohnung. Herausgefunden hat die Polizei auch, daß Herbert Sch. seine Arbeit als KFZ- Meister verloren hatte, nachdem seine frühere Frau den Betrieb verkauft hat.

Staatsanwalt Michael Gottschalk kritisierte gestern erneut das Fehlen eines kompletten Obduktionsteams bei der Bremer Gerichtsmedizin. Die Obduktion der Leichen durch Hamburger Spezialisten habe erst gegen 20.00 Uhr beginnen können und habe bis 5.30 Uhr gestern früh angedauert. „In diesem Fall war der Schaden nicht so groß. Aber wenn man bei den Tätern im Dunkeln tappt, können ein paar Stunden entscheidend sein.“

Die Sprecherin des Innensenators, Merve Pagenhardt, erklärte dazu: „Wir wollen im nächsten Jahr wegen dieses Problems auf das Gesundheitsressort zugehen.“ Gedacht ist an eine Art Obduktionsbereitschaft für die Ärzte beim Hauptgesundheitsamt oder Ähnliches. mad