Wenn das Wasser des Rheins goldener Wein wär'

■ Kölner Altstadt zwei Meter unter Wasser

Bonn und Umgebung (taz/AP) – Wäre der Noch-Parlamentssitz nicht längst wegen der Weihnachtspause von BerufspolitikerInnen leergefegt, müßten die Abgeordneten jetzt entweder in die oberen Stockwerke flüchten ... oder nach Berlin umziehen. Gestern jedenfalls bedrohte das steigende Rheinwasser auch die neuen Gebäude des Bundestags. Wasser drang zunächst in die Technikzentrale unter dem neuen Plenarsaal ein. Mit Pumpen und Sandsäckern versuchte der Bundesgrenzschutz, das Wasser von den Schaltanlagen fernzuhalten. Daß sich überall Pfützen bildeten, konnten auch sie nicht verhindern.

In der Kölner Altstadt stand am Donnerstag vormittag das Wasser teilweise über zwei Meter hoch zwischen den Häusern. Öllachen zeugten von ausgelaufenen Tanks. Auf dem überfluteten Busbahnhof vor dem Hauptbahnhof standen einige geparkte Wagen bis zur Dachkante im Wasser. Die Stadtverwaltung schätzte, daß rund 25.000 Menschen in der Altstadt, aber auch in den Stadtteilen Rodenkirchen, Porz und Rheinkassel vom Hochwasser betroffen seien. Bei ungefähr 1.000 Häusern mußten Strom und Gas abgeschaltet werden. Insgesamt seien rund 500 Hektar überflutet. Etwa 1.000 Helfer versuchten, das Schlimmste zu verhindern. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk hatten 2.500 Meter Hochwasserstege errichtet, um den Betroffenen Zugang zu ihren Häusern zu ermöglichen. 30 Boote versorgten Flutgeschädigte, deren Häuser nicht über Stege zu erreichen waren.

In Rheinland-Pfalz stabilisierte sich der Wasserstand wenigstens auf hohem Niveau. Man habe „die Lage insgesamt im Griff“, sagte ein Sprecher der Mainzer Regierung. Im Saarland gingen die Wasserstände fast aller Flüsse bereits zurück, der Pegel der Saar sank in Saarbrücken bereits um zwei Meter. Seite 4 und Kommentar Seite 10