■ Mit US-Atomfabriken auf du und du
: Todesgrüße aus Tomsk

Berlin (taz) — Die Explosion, die für eine weitflächige radioaktive Verseuchung im sibirischen Tomsk sorgte, kann jederzeit auch in amerikanischen Atomfabriken auftreten. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung für den US-Senat. Die Chemikalien, die in der geheimen Plutoniumfabrik in Tomsk genutzt würden, seien auch in Atomwaffenfabriken des US- Energieministeriums im Einsatz, berichtete die New York Times.

„Das Risiko ist real und in mehreren Fabriken gegeben“, kommentierte der US-Senator John Glenn das Ergebnis der Studie. Ingenieure, die für Auftragnehmer des Energieministeriums arbeiten, hatten in den vergangenen Jahren mehrfach auf Explosionsrisiken in den US-Plutoniumfabriken hingewiesen.

Nahe der sibirischen Stadt Tomsk war im April dieses Jahres eine Atomanlage explodiert. Anschließend ging eine plutoniumhaltige radioaktive Wolke über Teilen Sibiriens nieder. Die Anlage stand in der geheimen Stadt Tomsk-7 hinter bewachten Stacheldrahtzäumen und ist nach wie vor für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. In Tomsk-7 wurde seit den fünfziger Jahren für das sowjetische Atombombenprogramm gearbeitet. Nach offiziellen russischen Angaben wurde bei der Explosion eine spärlich besiedelte Region von rund 200 Quadratkilometern verseucht.

Die US-Atomfabriken, die wegen der Explosionsgefahr jetzt in die Schlagzeilen geraten sind, haben eine ähnliche Geschichte. Die Fabriken in Savannah River (South Carolina), Oak Ridge (Tennessee), Los Alamos (New Mexico) und Idaho Springs (Idaho) sind seit den vierziger Jahren die Zentren des amerikanischen Atombombenprogramms. Und in der größten Atomfabrik in Hanford (Washington) werden seit Jahren Atommülltanks gesondert überwacht – wegen des entstehenden explosiven Wasserstoffs in den Tanks. ten