Urgroßmutter der Bewegung

■ 50. Todestag von Anita Augspurg, Verdens berühmter Suffragette

Für viele war sie zeitlebens eine unmögliche Frau: Anita Augspurg, die „Urgroßmutter der autonomen Frauenbewegung“, Feministin, Lesbe, politisch wie persönlich etwas verschroben, untrennbar verbunden mit der im ersten Weltkrieg gegründeten Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) und der deutschen Frauenstimmrechtsbewegung.

Vor 50 Jahren, am 20. Dezember 1943, starb sie im Züricher Exil. Sie war von einer Ferienreise 1933 nicht nach Deutschland zurückgekehrt. Seit sie 1923, schon vor dem Münchner Putsch Hitlers, dessen Ausweisung aus Bayern gefordert hatte, stand sie auf der schwarzen Liste der Nazis. Nach der „Machtergreifung“ wurde das Vermögen von Augspurg und Heymann konfisziert und ihr umfangreiches Frauenarchiv zerstört.

Gemeinsam mit Minna Cauer und Gertrude Baer gehörte Anita Augspurg zum radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie engagierte sich für die Räterepublik Kurt Eisners und gründete die politische Zeitschrift „Die Frau im Staat“, in der sie die politischen Ereignisse der Weimarer Republik aus feministischer Sicht kommentierte.

Sie liebte Pferde und die Verse Goethes, mit fast 40 studierte sie Jura, promovierte als erste deutsche Frau in diesem Fachgebiet, machte mit 70 noch den Führerschein und scherte sich offenbar keinen Deut darum, was die Leute sagten, nicht zuletzt Dank ihrer finanziellen Unabhängigkeit durch des Vermögen ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann, der Tochter einer betuchten Hamburger Kaufmannsfamilie.

Die Quellenlage zum Leben der 1857 in Verden an der Aller geborenen Suffragette ist dürftig, dafür haben die Nazis gesorgt. Die von Lida Gustava Heymann niedergeschriebenen Lebenserinnerungen der beiden Frauen, „Erlebtes – Erschautes“ waren jahrelang vergriffen und wurden erstjetzt vom Helmer Verlag, Edition Klassikerinnen, noch einmal neu aufgelegt.

Marie Beckmann