Wer haßt Marlene Dietrich?

■ Unbekannte schändeten wiederholt Grab der Filmschauspielerin

„Hier steh' ich an den Marken meiner Tage“, ist auf dem Grabstein von Marlene Dietrich zu lesen, der auf dem Friedhof in der Schöneberger Stubenrauchstraße steht. Fans und Freunde der Toten haben weiße Begonien aufs Grab gestellt. Der Stein aus schwarzem Granit ist wieder geputzt, die Spuren der Grabschändung sind beseitigt. Der Grabstein der Filmdiva war am Sonntag, einen Tag vor ihrem 92. Geburtstag, mit Kot und Unrat verschmutzt worden. Außerdem hatten die Täter mit roter Farbe das Wort „Pelzschlampe“ auf den Grabstein der Berliner Schauspielerin gesprüht. Damit bezogen sich die Täter auf den erhöhten Verbrauch der Diva an pelztragenden Säugetieren.

Die im Mai vergangenen Jahres verstorbene Schauspielerin war seit den dreißiger Jahren mit zig Filmen berühmt geworden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wanderte sie aus und wurde 1937 amerikanische Staatsbürgerin. Als sie am 6. Mai 1992 verstarb, wurde sie ihrem letzten Wunsch entsprechend auf dem Friedhof in Schöneberg bestattet. Das Grab der Dietrich war bereits am 19. Dezember vergangenen Jahres beschädigt worden. Damals hatten die Täter den Grabstein umgerissen.

Zum 92. Geburtstag von Marlene Dietrich gab es gestern Blumen vom Berliner Senat. Der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten, Winfried Sühlo, und Gero Gandert von der Stiftung Deutsche Kinemathek legten ein Bouquet mit rosafarbenen Rosen auf dem gesäuberten Grab nieder. Als Lehre aus der Schändung soll das Grab künftig um „kritische Daten“ herum besonders bewacht werden, sagte Sühlo. Er verurteilte die Beschmierung des Grabsteins als einen Akt menschlicher Dummheit und politischer Niederträchtigkeit. Jedoch sei es eine Minderheit, die der Künstlerin offensichtlich noch immer ihre klare Haltung gegen die Nazis übelnehme und sich von der Persönlichkeit der Dietrich provoziert fühle. P.L.