■ Querspalte
: Meteorologenkrieg

Das geht nun wirklich zu weit. Da stellt sich ein Meteorologe vom Hamburger Max-Planck-Institut in einer Po- und Busen-Illustrierten öffentlich hin und beschimpft zwei Berliner Kollegen vom Meteorologischen Institut der FU als Hochstapler. Gemeint hat er die Klimatologen Horst Malberg und Wolfgang Röder.

Beide fertigen schon seit geraumer Zeit langfristige Wetterprognosen an und werden deshalb gern von der taz zitiert. Schließlich wagt sich an das heiße Eisen „langfristige Wettervorhersagen“ sonst kein Fachmann heran. Und daß sie sich auch mal irren, gehört bei Meteorologen zum Geschäft: Turbulenzen sind nun mal nicht voraussagbar.

Der Grund, warum der Hamburger Meteorologe Mojib Latif jetzt so gegen die Berliner losgeht: Nachdem er lange über der Zirkulation und den Strömungswellen gebrütet und diese mit den Statistiken vergangener Jahre verglichen hatte, hat Röder, wie berichtet, mit einer gewissen Einschränkung einen Extremwinter vorausgesagt. Mit einer Durchschnittstemperatur um die minus 7 Grad im Januar und Februar. „Der Niederschlag wird ab Januar fast ausschließlich als Schnee fallen“, so Röder in einer Pressemitteilung von Anfang Dezember, „so daß zu Ende des Winters im Flachland 30 bis 50 Zentimeter Schneehöhe zu erwarten sind.“ Sein Chef Horst Malberg hatte dagegen ermittelt, der Winter werde eher mild. Ihren Dissens über die Wetterentwicklung legten die beiden unlängst vor versammelter Studentenschaft dar. Nach den beiden Vorträgen entspann sich eine heiße Diskussion.

Und was tut der Hamburger Meteorologe Mojib Latif?

Er rümpft in einer bekannten Illustrierten über die Berliner arrogant die Nase: Der Name Röder, so der Hamburger Theoretiker, sei ihm im wissenschaftlichen Diskurs noch nie unterkommen. Gegenüber der taz setzte Latif gestern noch eins darauf: Er halte Röder und Malberg für Hochstapler. Denn wenn sie über die langfristige Wetterprognose wirklich „hervorragende Erkenntnisse“ gesammelt hätten, hätten sie diese schon lange auf einer internationalen Konferenz vorgetragen oder in einem renommierten Fachmagazin veröffentlicht. Er, so Latif, habe Röder und Malberg jedoch noch nie auf einer Tagung gehört oder in einem der Magazine einen Beitrag von ihnen gelesen. Nach solch übler Kollegenschelte bleibt Röder – „Ich bin Praktiker und arbeitete für die breite Öffentlichkeit“ – nur eins zu wünschen: daß er es dem Hamburger noch so richtig zeigt. Denn der Winter ist noch lange nicht vorbei. Plutonia Plarre