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Palästinenser fürchten alte Garde

■ Rücktritte von Fatah-Aktivisten in besetzten Gebieten

Tel Aviv (taz) – Die israelischen Militärs hatten schlechte Nachrichten. Bei einer Visite im Gaza-Streifen erfuhren Mitglieder des Knessetausschusses für Außenpolitik und Innere Sicherheit am Sonntag von hochrangigen Offizieren, daß mittlerweile rund 40 Prozent der Palästinenser in dem Gebiet die islamistische Hamas-Bewegung unterstützen. Die Ablehnung des zwischen der PLO und der israelischen Regierung ausgehandelten „Gaza-Jericho-Abkommens“ habe unter den palästinensischen Bewohnern des Gaza-Streifens in den letzten Wochen wesentlich zugenommen, behaupteten die Soldaten. Allerdings könne eine schnelle Umsetzung des Abkommens die Sympathien für die Islamisten sinken lassen.

Probleme mit den Folgen der Verzögerung der palästinensischen Teilautonomie hat auch die von PLO-Chef Jassir Arafat geführte Fatah. Zwei führende Funktionäre der größten und einflußreichsten Organisation innerhalb der PLO gaben in diesen Tagen ihren Rücktritt bekannt, weil sie mit der vom Hauptquartier in Tunis diktierten Politik nicht mehr übereinstimmten.

Einer der Zurückgetretenen, Sami Abu Samahdane, leitete das für den gesamten Gaza-Streifen zuständige PLO-Büro. Es gilt als Zentrum der lokalen Öffentlichkeitsarbeit für den Friedensprozeß. Abu Samahdane erklärte zu seinem Rücktritt, daß die Fatah- Führung in Tunis bei ihren Beschlüssen keine Rücksicht auf die vorherrschende Meinung unter den Fatah-Aktivisten in den besetzten Gebieten nehme. So habe kürzlich die Ernennung von Zakariah al-Agha zum Fatah-Beauftragten für Gaza unter der jüngeren Fatah-Generation große Empörung ausgelöst. Gegen al-Agha hatten sich vor allem solche Aktivisten ausgesprochen, die – anders als der Ernannte – aktiv an der Intifada beteiligt waren.

In der Westbank hat Dschamal ad-Dik seinen einflußreichen Posten als stellvertretender Chef der Fatah-Komitees und -Institutionen aufgegeben. Ad-Dik gehört zu den Veteranen der Fatah in der Westbank. Wegen seiner politischen Tätigkeit saß er mehrere Jahre in israelischen Gefängnissen. Auch er begründete seinen Schritt mit Unzufriedenheit über die Arbeitsweise in Tunis und die Art, wie dort Beschlüsse gefaßt würden. Gemeinsam mit mehreren Fatah-Funktionären hatte ad-Dik jüngst die Ernennung von Faisal Husseini zum Fatah-Verantwortlichen für die Westbank als undemokratisch und falsch bezeichnet. Die Fatah-Führung in Tunis steht seiner Ansicht nach unter dem Einfluß von Cliquen und Lobbies, die auch zunehmend Einfluß in den besetzten Gebieten gewinnen.

Laut Gerüchten sollen dieser Tage weitere Fatah-Vertreter zurückgetreten sein. Besonders groß scheint der Frust über die Politik Arafats unter palästinensischen Journalisten und Gewerkschaftsvertretern zu sein. Unter anderem wird von Rücktritten des Fatah- Sprechers im Gaza-Streifen, Taufik Abu Hosse, und des Chefs der dortigen Gesundheitskommission, Ihab al-Askar, berichtet. Beide galten bisher nicht als politische Dissidenten, sondern als Befürworter der Verhandlungen mit den Israelis.

Abgesehen von Rivalitäten zwischen verschiedenen Interessengruppen, die innerhalb der besetzten Gebiete um zukünftige Machtpositionen kämpfen, gehen die Rücktritte auf Spannungen zwischen dem Fatah-Apparat in Tunis und der Führungsschicht innerhalb der besetzten Gebiete zurück. Letztere, in den Zeiten der Intifada entstandene Machtgruppe fürchtet den „Import“ der alten Garde, die demnächst mit Arafat Einzug in den besetzten Gebieten halten soll. Amos Wollin

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