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: Die singende Damentorte

„Sinnlos“, Di., 3.30 Uhr, RTL

Es gab Zeiten, da war sie der Hoffnungsträger der deutschen Fernsehunterhaltung. Dick, fett, komplett, ulknudelte sich Hella von Sinnen durch das kommerzielle Fernsehprogramm und zeigte dem öffentlich-rechtlichen WDR, wie dumm der seinerzeit war, dem Kölner Jungtalent die Mattscheibenkarriere zu verwehren. Ihr sinnlicher Heimatsender RTL heftete sich mit Hellas etwas anderer Spielshow „Alles nichts, oder?!“ einen Pluspunkt für innovatives Programm-Management an die noch schmale Brust. Man war stolz auf seinen Fastfood-süchtigen und männerabstinenten Star. Der Rest ist schnell berichtet: Zu unser aller Unglück verliebte sich Frau von Sinnen, und „Alles nichts, oder?!“ wurde abgewickelt. Die Personality-Show „Weiber von Sinnen“ dümpelte zielgruppenuntauglich vor sich hin, und ausgerechnet Dirk Bach, Hellas WG-Kumpan und Weggefährte der ersten Stunde, erbte den Sendeplaz des kreischenden Schaumstofftörtchens. Frau von Sinnen blieben die Jumbo-Familien-Pizza und natürlich ihre Cornelia.

Wie es Hella von Sinnen überhaupt geschafft hat, noch einmal für RTL ins XXL-Kostüm zu steigen, bleibt nebulös. Daß sie für ihre Show „Sinnlos“ den attraktiven Sendeplatz von 3.30 Uhr bis 4 Uhr angeboten bekam, läßt für die deutsche Fernsehunterhaltungslandschaft nicht eben hoffen. Denn die „Sinnlos“-Idee ist so schlecht nicht, sie kommt nur viel zu spät.

In den vier dem Herrn Thoma abgerungenen Folgen greift Hella von Sinnen noch einmal tief in ihren frühkindlichen Erfahrungschatz. Als bezaubernde Jeannie versucht sie in Folge eins ihr Comeback. Nicht nur Larry Hagmanns deutsche Synchronstimme ist in Texas als J.R. mittlerweile „alt, fies und reich geworden“, auch Jeannie paßt nur noch in die bauchige Chianti-Flasche. Mit viel Lust am Detail und einem rührend geschmetterten Abschiedssong zwinkert sich Hella von Sinnen durch 30 Minuten Sitcom-Blödsinn. Immer hart an der Vorlage entlang, treibt sie die Selbstreferenz des Mediums auf die komödiantische Spitze. Da darf man gespannt sein auf die heutige Folge „Western- Deutsch für Beginner“ und auf „Columba“ am Donnerstag. Für eine ganze Generation Fury- Fans und Flipper-Freunde kommt hier das Unterhaltungsmedium endlich mal zu sich selbst. Wenn es um 3.30 Uhr noch wach sein sollte. Klaudia Brunst