Heißes Wachs

■ Lizenzentzug für das „Radio Z“?

Zum ersten Mal droht einem Privatsender konkret der vorzeitige Lizenzentzug. Es trifft ausgerechnet den Nürnberger Alternativsender „Radio Z“ – einen der kleinsten im Radiodschungel. In der Schwulensendung „Fliederfunk“ hatte „Radio Z“ mehrfach Tips für erfüllten sadomasochistischen Sex – zum Beispiel das Aufträufeln von heißem Wachs auf empfindliche Körperteile – über den Äther geschickt. „Scheußliches Zeug“, wie Anke Geiger, Vertreterin der Evangelischen Kirche in der bayerischen Landesmedienanstalt (BLM), fand.

Selbst der grüne Medienratsvertreter zeigte sich entsetzt und forderte Konsequenzen. Erwin Huber, CSU-Generalsekretär, plädierte für den Lizenzentzug. Fraucke Ancker vom bayerischen Journalistenverband hält dagegen, daß bislang keine Klagen über die Alternativfunker publik geworden sind. Trotzdem kam der Medienrat überein, alle in Betracht kommenden Sanktionsmaßnahmen „bis zum Entzug der Sendelizenz zu prüfen“. Ein Bußgeldverfahren wegen „Verbreitung schwer jugendgefährdender Beiträge“ ist bereits eingeleitet.

Daß die „Fliederfunk“-Sendungen überhaupt zur Ermittlungssache wurden, ist einer wachsamen Ärztin aus Erlangen zu verdanken. Die hatte sich die Mühe gemacht, sämtliche Beitrage aufzunehmen, abzutippen und dann einen Verein „Bürger fragen Journalisten“ zu informieren. Von den „Z“-lern selber ist zur Zeit nur Dürftiges zu erfahren. Per Fax ließen sie lediglich verbreiten, die Vorwürfe „sehr ernst“ zu nehmen. Eine rechtliche Prüfung sei veranlaßt. Das Schicksal des Senders entscheidet sich auf der nächsten Sitzung des Medienrates am 14. Februar. Bis dahin müssen die „Fliederfunker“ alle Sendungen in München vorab absegnen lassen. Martin Busche