: Ein Kopp wie Hartholz und Kohle
Naturschutzbund verleiht den „Dinosaurier des Jahres“ für rückwärtsgewandte Umweltpolitik an den saarländischen Wirtschaftsminister ■ Von Frank Thewes
Saarbrücken (taz) – Einst hatte Reinhold Kopp für Umweltschutz viel übrig. Als saarländischer Juso- Vorsitzender warb er bei den Genossen für Öko-Themen. Sie sollten vor allem den Grünen nicht die Vormacht im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) überlassen. Für einstige Weggefährten stand dahinter mehr als bloße Parteitaktik.
Aber als Wirtschaftsminister des Saarlandes ist Reinhold Kopp heute für Ökologen ein rotes Tuch. Der Naturschutzbund hat ihm gestern den erstmals ausgesetzten „Dinosaurier des Jahres“ verliehen – für „besonders rückwärts gewandte Umweltpolitik“. In den 30 Monaten seiner Amtszeit habe der 44 Jahre alte Wirtschaftsmann „ohne Not zahlreiche ökologiefeindliche Entscheidungen“ getroffen.
Besonders schwer wiegt nach Ansicht des Naturschutzbundes, daß Kopp zahlreiche positive Ansätze seines Vorgängers Hajo Hoffmann wieder zunichte gemacht habe. Hoffmann, heute Oberbürgermeister von Saarbrücken, galt seinerzeit als heimlicher Umweltminister. Unter seiner Federführung hatte das Saarland seinen Forst auf naturnahe Wirtschaft umgestellt: Statt Monokulturen setzte das Konzept auf eine Kombination von natürlicher Artenvielfalt und menschlicher Nutzung. Doch Kopp löste nach seinem Amtsantritt den Landesforstchef Wilhelm Bode ab – von naturnaher Waldwirtschaft ist seither nicht mehr viel zu hören. Von Bode aber schon: er ist heute Sprecher für das Sachgebiet „Wald“ im Naturschutzbund ...
Aber auch um andere Vorzeigeprojekte wie das Förderprogramm alternativer Energien ist es unter Kopp still geworden. Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums führen das darauf zurück, daß Hoffmann viel angekündigt, aber wenig umgesetzt habe. Jetzt sei das umgekehrt. Leider: Während der Vorgänger für moderne Blockheizkraftwerke bloß warb, setzte Kopp den Bau eines weiteren Großkohlekraftwerkes durch. Die Anlage, so haben Umweltschützer errechnet, wird die Luft jährlich mit drei Millionen Tonnen Kohlendioxid zusätzlich verpesten.
Immerhin will Kopp das angeblich „mit modernster Umwelttechnologie“ ausgelegte Kraftwerk in seiner eigenen Geburtsstadt Boxbach genehmigen. Am liebsten läßt er sich denn auch als kompromißloser Vorkämpfer des saarländischen Bergbaus feiern. In einer Stellungnahme zum „Dino-Preis“ sah er sich gestern „auf der Basis von Verleumdungen und Unterstellungen“ völlig zu Unrecht geschmäht. Er weiß wohl, daß er auch Prügel einfängt, die eigentlich dem Ministerpräsidenten gilt. Doch auch als „Schmutzfänger“ für den Chef hat Tischtennis-Präsident Kopp Erfahrung: Fünf Jahre lang diente er Oskar Lafontaine als Leiter der Staatskanzlei. Insider sagen ihm ein Nachfolge-Interesse nach. Aber auf die Unterstützung ökologisch interessierter SaarländerInnen muß Kopp wohl verzichten. Sie finden ihn noch schlimmer als den Umweltminister Jo Leinen.
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