Verzicht auf Fasern

■ Krebsrisiko: Lobby gegen Bausenator

Ein hessisches Unternehmen wirft Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) vor, die Industrie von Mineralfasern zu boykottieren. Der Schaden für Hersteller und Handwerk, der „unüberschaubar hoch“ sei, sei vom Senator zu verantworten, heißt es in einem dreiseitigen Brief an Gesundheitspolitiker im Abgeordnetenhaus, der der taz vorliegt. Die Odenwald Faserplattenwerk GmbH fordert, daß der Bausenator seine Empfehlung von Mitte November zurückzieht, nach der bei öffentlichen Bauten und im geförderten Wohnungsbau auf künstliche Mineralfasern wie Dämmstoffe aus Glas- und Steinwolle vorläufig verzichtet werden soll, sofern diese Materialien nicht luftdicht verschlossen sind. Wie berichtet, stehen die künstlichen Fasern im Verdacht, ähnlich wie Asbest Lungenkrebs auszulösen.

Bausenator Nagel selbst beruft sich auf die sogenannte MAK- Kommission, die im Auftrag der Bundesregierung die „maximale Arbeitsplatz-Konzentration“ (MAK) von Gefahrstoffen vorschlägt. Seit diesem Jahr sollen in die entsprechende Liste auch bestimmte Kunstfasern als krebserzeugend eingetragen werden. Das zuständige Bundesministerium prüft den Vorschlag noch immer.

Nagel will aufgrund des Lobby- Protests von seiner Empfehlung nicht abrücken, sagte gestern sein Referent Erich Jesse der taz. Es sei denn, es werde nachgewiesen, daß von Mineralfasern keine Krebsgefahr droht. diak