„Das kommt öfter vor, leider“

„Den Gürtel enger schnallen“, tönt es allerorten, und auch die Verwalter von Krankenhäusern stöhnen über leere Kassen. In der Universitätsklinik Eppendorf jedoch muß der Geldbeutel noch gut gefüllt sein: Hier passiert es schon mal, daß in der Hautklinik eine Patientin eine Viertelstunde vor der geplanten Operation des Bettes verwiesen und ihr ein Termin sechs Wochen später angeboten wird.

Elisabeth H. hatte im Dezember für die Voruntersuchungen zwei Tage in einem der teuersten Betten Hamburgs gelegen: 1.190 Mark kostet die Krankenkassen 1993 eine Übernachtung im UKE. Dann wurde sie nach Hause geschickt. Begründung des Stationsartzes: Kurzfristig hätte noch eine Tumor-Operation durchgeführt werden müssen. Der etwa halbstündige Eingriff der Elisabeth H. sei medizinisch nicht so dringlich und könne daher auf Ende Januar '94 verschoben werden.

Ursache der Fehlplanung: Der Anästhesist muß gegen 13 Uhr das Operationsfeld räumen, sich anderen Aufgaben zuwenden und ein seit langem benötigter zweiter Aufwachraum für Narkosepatienten fehlt. Doch bestehen diese Mängel nicht erst seit gestern. „Hätte man“, so Elisabeth H., „bei voraussehbaren Engpässen meine Operation nicht gleich auf das kommende Jahr legen können?“. Nicht nur ihre Nerven, auch die Kasse der Versicherten wäre geschont worden. Vor dem neuen Termin liegt wieder mindestens ein Voruntersuchungstag und der Tag des Eingriffs wird auch doppelt berechnet.

Nach Adam Riese sind somit mindestens 2.380 Mark verpulvert worden. Keine Seltenheit. Der Stationsarzt bekennt zwar: „Wir leiden alle darunter“ – unter den personellen und räumlichen Verhältnissen -, versucht jedoch, die Patientin mit den Worten zu beruhigen: „Das ist nicht die Regel“. Marion Schafft, Pressesprecherin des UKE, gesteht: „Das kommt öfter vor, leider“. Und versetzt sich in die Lage der Abgeschobenen: „Ich würde mir das als Patientin auch nicht gefallen lassen.“

Auf die Frage der Elisabeth H., ob sie denn nicht bereits am folgenden Montag operiert werden könne, entgegnete der Stationsarzt – dem alles sehr leid tat –, daß für diesen Tag bereits eine andere Patientin eingeplant sei, die kürzlich ebenfalls vergeblich in ihrem teuren Bett auf den Eingriff gewartet hatte. Elisabeth H. verstand nur zu gut, daß diese Frau mit ihrer „Leidensgeschichte“ den Vorrang hatte, packte ihren Koffer und überschlug noch einmal die Verlustrechnung: Angegriffenes Nervenkostüm, mehr als 2.000 Mark verschleudertes Bettengeld, mindestens zwei Tage unnötige Krankschreibung sowie Cortison im Körper zwecks Operationsvorbereitung. Prost Neujahr. Rudi Michaelsen