■ Das Portrait
: Harry Klein

„Ist gut, Chef.“ Das waren von Anfang an die wichtigsten Worte, die Fritz Wepper aufzusagen hatte. Heute vor 25 Jahren, am 3.1.1969, trat er als Harry Klein, Assistent von Kommissar Erik Ode, erstmals im deutschen Fernsehen auf. Fünf Jahre lang blieb alles gut. 1974 wechselte Harry als Harry in eine neue Serie, zu einem neuen Chef: Stephan Derrick. Es blieben nicht nur der Name, sondern auch die Aufgaben: die des ewigen Assistenten, des Nickers, Jasagers und Helfers. Eine Rolle beamt sich in eine andere Serie – das ist, als wäre Orion-Kommandant Cliff McLane plötzlich Boß auf Raumschiff Enterprise. Auch Wepper fand das „wohl einmalig in der deutschen Fernsehgeschichte“. Zwei Änderungen gab es allerdings: Er stieg auf vom Polizeihauptmeister zum Kriminalinspektor. Und, die Zeiten waren formloser geworden, er durfte den Vorgesetzten duzen: „Ist gut, Stephan.“

Der Schauspieler Fritz Wepper (heute 52) hatte präkommissär durchaus größere Erfolge, etwa im Antikriegsfilm „Die Brücke“. 1972 spielte er im Musicalhit Cabaret an der Seite Liza Minellis. Er wollte zur Oscar-Verleihung für „Cabaret“ nach Hollywood – und bekam wegen Dreharbeiten keinen Urlaub. „Ist gut, Chef“ – wer hätte das doubeln können? Dann will ihn ein US-Filmagent verpflichten für mindestens zwei Filme und ein Broadway-Theater. Fritz Wepper stand, so die Süddeutsche Zeitung, „kurz davor, Weltkarriere zu machen“. Doch er mußte absagen: zu viele Drehtage für den Kommissar. Schade, Harry.

Der ewige Assistent Fritz Wepper Foto: BR

Derrick wurde zum Renner: über 200 Folgen bis heute, die in rund 100 Länder verkauft wurden. Fritz Wepper selbst hatte es schwerer als Harry Klein: Kokainaffaire, Jagdscheinentzug, dann die Einkommensteuervergeßlichkeiten. Und heute findet er es „ein bißchen unter meiner Würde, daß ich in manchen Szenen einfach dasitzen und zuschauen muß, aber keine Reaktion zeigen darf“. Dann lieber Dialoge wie diesen: „Harry, fahr schon mal ins Büro, ich komm dann.“ Manchmal mußte Klein-Wepper derart lange Sätze hören. Und verstehen. Und befolgen. Und antworten: „Gut, ich fahr' gleich los.“ Und lebte Erik Ode noch, würde er heute noch sagen: „War gut, Harry.“ Alles Gute auf dem Weg zum Goldjubiläum wünscht: Bernd Müllender