Offensive gegen Makler Rabels?

■ Große Runde im Bezirksamt Mitte: Der Besitzer der LaMa-Häuser soll endlich Wohnraum schaffen / Abriß und Neubau gefordert   Von Kai v. Appen

Geht es Immobilienmakler Nikolai Rabels jetzt an den Kragen? Das Bezirksamt Hamburg-Mitte bestätigte gestern, daß es „auf oberster Ebene“ Aktivitäten gibt, dem Besitzer der Häuser Laeiszstraße/Marktstraße (LaMa) im Karolinenviertel auf die Pelle zu rücken, um dem inzwischen vierjährigen Leerstand ein Ende zu bereiten. Bezirksamts-Chef Peter Reichel: „Dafür werde ich wie ein Terrier kämpfen.“

Rabels ist in Hamburg für seine Eskapaden berüchtigt. 1988 kaufte er die sanierungsbedürftigen LaMa-Häuser, dann kündigte er den MieterInnen unter dem Vorwand der Sanierung und ließ im Mai 1990 die Gebäude endgültig von der Polizei räumen. Wieder gab er vor, die Häuser instandsetzen zu wollen. Doch schnell änderte er seine Meinung und wollte nun einen Abriß zwecks Neubau. Seither führt er die Behörden an der Nase herum, während die Gebäude vor sich hinrotten.

Angesichts der Wohnungsnot für viele ein Skandal. Deshalb möchte das Bezirksamt Rabels jetzt zum Handeln bewegen. Reichel: „Rabels liegt ein Vorbescheid zum Bau eines Mietshauses vor. Wir warten jetzt auf den Abriß- und Neubauantrag.“

Doch der Sohn des ehemaligen Innenbehörden-Staatsrats denkt nicht daran zu reagieren. Reichel bestätigt: „Es liegt kein Bauantrag vor.“ Der Karoviertel-Sanierungsbeauftragte Thomsen: „Die Schwierigkeit ist, daß kein privater Eigentümer gezwungen werden kann, mit öffentlichen Mitteln zu bauen.“ Lukrativer Luxusneubau ist aber im „Sanierungsgebiet Karoviertel“ nicht möglich.

Um Rabels zum Handeln zu zwingen, so Reichel, habe kürzlich eine „große Runde“ getagt. Was dabei ausgeheckt wurde, möchte der Bezirksamts-Chef allerdings nicht preisgeben: „Es geht alles nur auf dem Verhandlungsweg. Und diesen Weg möchte ich nicht versperren.“ Doch hinter den Kulissen wird gemunkelt, daß nunmehr auch administrative Maßnahmen nach dem Baugesetz gegen den Immobilien-Querulanten erwogen werden.

Zwei Möglichkeiten gibt es. Erstens: Rabels wird zum Abriß zwecks „Gefahrenabwehr“ gezwungen. Denn die mittlerweile total verrotteten Häuser sehen tatsächlich so aus, als würden sie bald zusammenfallen. Baurecht-Jurist Ernst Medecke: „Wenn die Häuser abgerissen sind, kann ein Baugebot verhängt werden.“ Möglichkeit zwei: Enteignung. Medecke: „Aus zwingenden städtebaulichen Gründen könnte man Rabels enteignen. Und diese zwingenden Gründe sind aufgrund der akuten Wohnungsnot gegeben.“

Ob sich die Politik zu solch konsequenten Schritten durchringen kann, ist allerdings noch völlig offen.