Kranke als Kunden

■ Kliniken im Wettkampf um Patienten

Ein Dinosaurier erwacht. Das muß er auch, denn „sonst besteht die Gefahr, daß er ausstirbt“. Dies räumte gestern Heinz Lohmann, stellvertretender Geschäftsführer des Fossils ein; besser bekannt unter dem Namen „Landesbetrieb Krankenhäuser“ (LBK). Die zehn städtischen Kliniken Hamburgs müssen sich den künftigen Wettbewerbsbedingungen im Gesundheitswesen stellen, kündigte LBK-Geschäftsführer Hartwig Mellmann an. In den Vordergrund der Bemühungen wolle man den „Patienten als Kunden“ stellen.

Qualitätssicherung und -kontrolle, eine bessere Raumgestaltung, vermehrt ambulante statt stationärer Behandlungen und eine moderne Personalentwicklung sollen die Krankenhäuser nachhaltig verändern. Das Gesundheitsstrukturgesetz ist Auslöser für diese Entwicklung. Durch die verordnete Kostendämpfung, so Mellmann, sind die Krankenhäuser gezwungen, die medizinisch-pflegerischen Leistungen im Wettbewerb zu verkaufen. Da so auch das Risiko besteht, in diesem Konkurrenzkampf mit den privaten und gemeinnützigen Kliniken zu scheitern, müssen die städtischen Häuser durch strikte Dezentralisierung der Aufgaben in die Lage versetzt werden, schnell zu reagieren. Hinzu kommt, daß die einzelnen Krankenhäuser seit Beginn dieses Jahres Gewinne machen dürfen, die sie selbst nutzen können. Allerdings werden auch die Verluste nicht mehr über den LBK ausgeglichen.

Drastische Veränderungen, die auch das Personal zu spüren bekommt. So ist angedacht, die Honorierung der Chefärzte mit dem Einhalten des Abteilungsbudgets zu verbinden. Und auch die Direktorien der Kliniken können sich nicht mehr auf ihren Arbeitsverträgen ausruhen: Die 33 Stelleninhaber erhalten nur noch auf fünf Jahre befristete Verträge. Die rund 15.000 Mitarbeiter des LBK sollen künftig stärker in die Verantwortung eingebunden werden.

Noch steht der LBK allerdings am Anfang dieses Prozesses: Die externe Qualitätssicherung existiert nur für wenige medizinische Bereiche, die Investitionsmittel sind knapp bemessen, und die Gesundheitsförderung für das Personal steckt noch im Stadium der wissenschaftlichen Studien. sako