DGB: Geheimkür der Kammer-Präsidenten

■ Betriebsrat Sörgel und ÖTV-Personalrätin Gläser sollen Arbeitnehmer-Kammern führen

Die Präsidenten von Arbeiter- und Angestelltenkammer werden in der jeweiligen gewählten Vollversammlung bestimmt. So jedenfalls steht es im Bremer Kammergesetz. Doch schon kurz nach der für alle Gewerkschaften wegen der äußerst geringen Beteiligung so blamablen Kammerwahl hat der DGB die wichtige Personalentscheidung wieder in eigene Regie genommen. Die offizielle Wahl der beiden KandidatInnen für die mit rund 1000 Mark im Monat dotierten Ehrenamtes in den Vollversammlungen der Kammern Ende Januar ist damit nur noch eine Formalie.

In einer Sitzung des DGB-Kreisvorstandes im Dezember, deren Ergebnis bis heute geheim gehalten wurde, ging es an die Verteilung der Posten. In einer Kampfabstimmung konnte sich dabei der Klöckner-Betriebsratsvorsitzende Peter Sörgel (IG Metall) als künftiger Arbeiterkammer-Präsident gegen den Amtsinhaber Günther Spanjer (ÖTV) durchsetzen. Als Entschädigung bekam die ÖTV dafür die Präsidentschaft der Angestelltenkammer zugesprochen, für die einmütig die Personalrätin im Bildungsressort, Irmtrud Gläser, aufgestellt wurde.

So ganz recht war der ÖTV-Führung dabei die Nominierung der streitbaren Frauenpolitikerin Gläser nicht. Lieber hätte sie den Präsidentenjob in der Arbeiterkammer behalten und die Angestelltenkammer dafür wie bisher der HBV überlassen. Doch nach Sörgels Sieg über Spanjer hatte die ÖTV keine andere Wahl mehr.

Mit der 49jährigen Gläser kommt nun nicht nur die erste Frau, sondern auch eine erfahrene Gremienkämpferin für die Frauenrechte auf den Präsidentinnen-Stuhl der Angestelltenkammer. Die alleinerziehende Mutter dreier Kinder war bereits an der Formulierung des Bremischen Gleichstellungsgesetzes beteiligt und hat sich im Bildungsressort einen Ruf als unabhängiger Kopf gemacht. So hat sie sich als Personalrätin entgegen der Stellungnahme ihrer ÖTV-Führung für einen Kooperationsvertrag mit der Behördenleitung eingesetzt, um Innovationskonzepte im Schulbereich zu fördern.

Als Kammer-Präsidentin wünscht sie sich auch mit der DAG-Opposition eine Zusammenarbeit. Initiativen in diese Richtung hat es bisher allerdings weder von ihr noch von anderen DGB-Gewerkschaftern gegeben. „Dafür sind im Wahlkampf zu tiefe Wunden geschlagen worden“, vermutet Gläser. So wollen die DGB-Gewerkschaften auch nicht dem DAG-Vorschlag folgen und die Zahl der 600 Mark monatlich kostenden Vorstandsmitglieder der Angestelltenkammer von sieben auf fünf reduzieren. Und auch die freiwillige Aufnahme eines Vertreters der DAG, die bei der Kammerwahl immerhin gut 40 Prozent der Stimmen errungen hat, wollen die DGB-Gewerkschaften nicht zulassen.

„Die Angestelltenkammer muß wieder in ruhiges Fahrwasser kommen“, wünscht sich Irmtrud Gläser, „und sie muß sich wieder verstärkt um das kümmern, was direkt den Angestellten nützt – Beratung und berufliche Weiterbildung.“ Außerdem will die designierte Präsidentin die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, um die Bekanntheit der Kammer zu erhöhen und bei der nächsten Wahl womöglich eine höhere Beteiligung der Mitglieder zu erreichen. Ase