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Kraftwerk auf Bremer Dächern

■ Stadtwerke, Bremische und Umweltressort planen Pilot-Anlage

Daß der Stroms, den ein Haushalt braucht, im verregneten Bremen aus Sonnenenergie auf dem eigenen Dach „gewonnen“ werden kann, ist keine Utopie mehr. Dies will der Umweltsenator in einem EG-geförderten Projekt beweisen, das die bremischen Stadtwerke zusammen mit der „Bremischen“ jetzt realisiert: „Photovoltaik- Kraftwerk“ heißt das Projekt. In Bremen-Gröpelingen „Auf dem Kruge“ baut die bremische eine Siedlung, 63 Reihenhäuser mit je zwei Wohneinheiten und ein Wohnblock mit 60 Wohneinheiten, und auf den Dächern dieser Häuser sollen miteinander verbundene Photovoltaik-Anlagen installiert werden. 173.000 Kilowattstunden im Jahr wird das Kraftwerk erzeugen, das reicht zur deckung des Strombedarf der 63 Reihenhäuser mit ihren 126 Wohneinheiten.

Denn die Bremische, die mit den Stadtwerken unbd der Umweltbehörde das Projekt betreibt, hat sich verpflichtet, die geplanten Eigentumswohnungen nur mit energiesparenden Haushaltsgeräten anzubieten: Ein Kühlschrank muß heute nicht mehr 273 kWh/Jahr fressen, es gibt ihn auch mit 90 kWh. Die Energieverbrauchs-Spanne bei Gefrierschränken liegt zwischen 350 und 185 kWh, die von Geschirrspülern zwischen 280 und 150 kWh. Die Häuser „Auf dem kruge“ werden mit der etwas teureren, aber zukunftsweisenden Technologie ausgestattet. Auch Warmwasser soll nicht durch kostbare elektrische Energie erzeugt werden. Dadurch, so kalkuliert der Projektleiter bei den Stadtwerken, Ing. Alfons Bröker, wird der Durchschnittsverbrauch pro Haushalt nicht 2700 Kilowattstunden im Jahr betragen, sondern nur 1600.

Anfang Dezember haben die Wirtschaftsförderausschüsse einen Zuschuß über 1,4 Millionen Mark für das Pilotprojekt beschlossen. Die EG hatte bereits im Sommer 1,9 Millionen Mark bewilligt, 240.000 Mark steuert die Bremische bei – die Stadtwerke selbst tragen nur 1,2 Millionen der Kosten. Durch die erheblichen Subventionen, die 70 Prozent der Kosten des Photovoltaik-Kraftwerkes ausmachen, wird das Projekt für die Stadtwerke rentabel. „Das ist heute noch keine wirtschaftliche Stromerzeugung“, räumt der Stadtwerke- Mann Bröker ein, „die Technologie braucht Zeit, um zu reifen“. Aber immerhin ist die Stromerzeugung durch die größere, vernetzte Anlage deutlich preiswerter als die im 1000-Dächer-Programm von Bremen geförderten Photovoltaik-Anlagen, mit denen nur 50 Prozent des Strombedarfs eines Reihenhauses gedeckt werden können. Insbesondere die Einspeisung ins Stromnetz und die Wartung der kleinen Einzelanlagen sind sonst im Verhältnis zur Leistung erheblich teurer.

Das geplante Photovoltaik- Kraftwerk ist in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend: Es ist als „gebäudeintegriertes Kraftwerk“ in dieser Größenordnung europaweit einmalig. In Deutschland wird das Projekt zudem zu den fünf größten Photovoltaik-Kraftwerken gehören, begründete der Umweltsenator die besondere Förderungswürdigkeit. Während bei dem 1000-Dächer-Programm die Hauseigentümer die Solaranlage kaufen und „betreiben“ mußten, übernehmen jetzt zum ersten Male die Bremer Stadtwerke direkt die Verantwortung für die Erzeugung von Solaranergie in relevanten Größenordnungen. Und nicht zuletzt verspricht sich Bremen davon bei den engagierten Firmen einen technologischen Vorsprung.

K.W.

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