Sicher vor Güssen

■ Pathetisch bis fetzig: Shakespeare auf der Leinwand

Theater ist, wenn der Speichel höchst präzis artikulierender Akteure bis in die dritte Reihe spritzt, und bei Shakespeare darf auch mal jede Menge Theaterblut dabei sein. Vor solchen Güssen ist man im Kino sicher. Dieser Unterschied deutet an, daß Theater und Kino zwei völlig verschiedene Medien sind. Trotzdem hat es Filmregisseure seit jeher gereizt, Theaterstücke als Vorlage für ihre Kinowerke zur Hand zu nehmen, und ihnen für die Leinwand ein eigenes Leben einzuhauchen.

Dabei übt - im 20. Jahrhundert - besonders William Shakespeares Werk (1564-1616) eine große Faszination auf die Schöpfer des relativ jungen Mediums aus, kaum ein Klassiker wurde so häufig verfilmt wie er. Versuche, Shakespeares zeitlose Dramen in filmische Geschichten zu verwandeln, präsentiert das Alabama im Januar. Dabei sind die Stars der internationalen Szene vertreten: Polanski und Jarman, Zefirelli und Welles, Aki Kaurismäki und natürlich Kenneth Branagh.

Roman Polanskis Macbeth konzentriert sich auf die schauerlichen Äußerlichkeiten der Story um den schottischen Feldherrn. Orson Welles' erst im vergangenen Jahr wiederentdeckter Othello ist dagegen geradezu pathetisch, die Hauptrolle spielte der Regisseur in dem barocken Schwarzweiß-Film selbst, sicher nicht nur, weil er den Film allein finanzieren mußte und deshalb Gagen sparen wollte.

Wie frisch Shakespeare heute noch ist, beweist neben den Werken von Kenneth Branagh (Viel Lärm um nichts und Henry V.) Aki Kaurismäki mit Hamlet goes Business (1987). Eng angelehnt an die Handlung der klassischen Tragödie münzt der Finne Kaurismäki das Schicksal des Prinzen von Dänemark in eine schwarze Komödie über die Moral einer modernen Gesellschaft um.

Die vielleicht beste Besetzung des Jahrhunderts fand Franco Zefirelli 1966 für Der Widerspenstigen Zähmung: Elizabeth Taylor als renitentes Käthchen und Richard Burton als der geduldig-strenge Zähmer Petrucchio - das fetzt bis zum Happy-End. lui

“Macbeth“, 6., 7. 1.; „Othello“ 8., 9. 1.; „The Tempest“ 10., 11. 1.; „Hamlet goes Business“ 12., 13. 1., „Viel Lärm um nichts“ 14., 15.1.; „Der Widerspenstigen Zähmung“ 16.,17.1.; „Henry V.“ 18., 19. 1., Alabama