Für Frauen ein dorniger Weg

■ Solidaritätswelle für Bischöfin Jepsen / „Gezielte Demontage“

Der Kampf um Bischöfin Maria Jepsen, die vorgestern auf ihren Einzug in die Osdorfer Villa verzichtet hatte, reißt in der Nordelbischen Kirche alte Gräben auf. Die Frage nach der Rolle der Frau in hohen Kirchenämtern wird nach Ansicht vieler Kirchenvertreter nun mit neuer Schärfe gestellt werden. Nach den Attacken vorwiegend konservativer Kritiker rollt nun aber eine Solidaritätswelle für die Bischöfin an.

Ihre Unterstützer sprechen von einer gezielten Demontage der Geistlichen, die in einer männerbeherrschten Kirche tabuisierte Themen aufgegriffen hat. „Hier ist eine Kampagne im Gange, deren Urheber nur schwer zu benennen sind, die aber atmosphärisch deutlich spürbar ist“, sagte die Präsidentin des Nordelbischen Kirchenparlaments, Elisabeth Lingner. „Die Kritiker von Frau Jepsen kommen aus dem gleichen Umfeld wie ihre Gegner vor der Wahl und nutzen jede Chance, um der Bischöfin am Zeug zu flicken.“

Frauen in führenden Positionen müßten noch immer „einen sehr schweren, dornigen Weg“ gehen, so Lingner. Die Synodalpräsidentin hält es für außerordentlich bedauerlich, „daß Frau Jepsen nach den Gesprächen mit der Kieler Kirchenleitung einen Rückzieher gemacht hat“ und wegen mangelnder Unterstützung auf den Einzug verzichtete. Lingner wirft der Kirchenleitung vor, „sich vor der Verantwortung gedrückt zu haben“. „Kirchenamtspräsident Klaus Blaschke und der Vorsitzende der Kirchenleitung Bischof Karl Ludwig Kohlwage hätten zu der von ihnen getroffenen Entscheidung des Hauskaufs und der Zuweisung an Frau Jepsen stehen müssen.“

Vielen habe nicht gepaßt, daß Frau Jepsen „totgeschwiegene Probleme von Randgruppen wie Obdachlosen, drogenabhängigen Prostituierten oder homosexuellen Pfarrern thematisiert“, so der Vorsitzende der Hamburger Kirchenkreisverbandsvertretung, Alfred Schulz. „Bei einem Mann wäre die ganze Geschichte nie so hochgekocht worden.“ dpa