Schicksal des Oberneuländer Bahnhofs bald geklärt

■ Senat entscheidet über Bahnunterführung / Abriß und Abholzung oder nicht?

Ob der alte Bahnhof in Oberneuland Abrißbirne zum Opfer fallen wird, entscheidet in Kürze der Senat. Je nachdem, welche Trasse für die Bahnunterführung in gewählt werden wird, bleiben der Bahnhof und das angrenzende Minibiotop erhalten – oder sie müssen weichen.

Als der Senat Anfang Dezember letzten Jahres darüber befinden sollte, wurde keine Einigkeit erzielt. Die Entscheidung wurde auf den 18. Januar vertagt. In der Senatsvorlage sind zwei Alternativen vorgeschlagen. Die „alte“ Variante beinhaltet die Weiterführung der Franz-Schütte-Allee und den Abriß des Bahnhofs und des Baumbestandes. Die andere „Variante 9“ des Planfeststellungsverfahrens kursierte bislang als Kompromiß zwischen Bau- und Umweltressort. Sie sieht vor, um Bahnhof und Ulmenwäldchen herumzubauen.

„Das wäre eine Verlagerung von etwa 50 Metern“, so Peter Müller vom BUND – im Sinne des Naturschutzes. Die einmalige Ulmengruppe am Bahnhof und die 100 Jahre alten Kastanien sollten erhalten bleiben. Ulmen sind in der Bundesrepublik vom Aussterben bedroht. Müller erläutert, er habe schon im Frühjahr eine Annäherung zwischen dem Beirat Oberneuland und den Umweltschützern in Richtung der schonenden Variante 9 erzielt. Doch vermutlich der Bürgerverein Oberneuland habe nun die alte Variante wieder in die Diskussion gebracht.

Die Unterführung muß laut Bundesbahn aus Sicherheitsgründen gebaut werden, weil diese Strecke eine Hochgeschwindigkeitsstrekke mit Zügen bis zu 200 Stundenkilometer ist. Bislang rasen die Züge mit „nur“ 160 Stundenkilometern wenige Meter am Bahnhofsgebäude vorbei. Dem Lärm wird vom Gebäude aus mit „Gegenlärm“ geantwortet. Die dort ansässige Tischlerei bangt jedoch auch um ihr Fortbestehen. Andreas Mertens hat sich gemeinsam mit seinen zwei KollegInnen zum „Dorftischler“ entwickelt. Eigentlich sind sie jedoch spezialisiert auf Restaurierungsarbeiten, Originalnachbauten und Polsterarbeiten. „Mertens macht ja spezielle Dinge, die in Bremen eher selten sind. Es wäre ein Jammer, wenn er seinen Betrieb dicht machen müßte“, meint Hans Meyer- Heye, Geschäftsführer der Handwerkskammer. Einige seiner Kunden stehen dem Tischler bei: „Sie haben gesagt, daß sie sich an die Bäume ketten würden, wenn es soweit ist.“ vivA