Medieninitiative gegen Ausländerhaß

■ Mit Gegenspots die Wahlen begleiten / RTL-Chef sagte zu

Köln (AFP/taz) – Antirassistische Fernseh- und Hörfunkspots sollen demnächst immer dann ausgestrahlt werden, wenn zuvor ausländerfeindliche Werbespots von Parteien über den Äther liefen. Künstler und Journalisten gründeten gestern in Köln die Initiative „Medien gegen Rassismus“. Sie wollen dem gesetzlich zugesicherten Recht auf Werbung rechtsradikaler Parteien entgegenwirken. Die Anti-Rassismusspots sollen allen Sendern zur Verfügung gestellt werden. Unterstützt wird die Initiative von der Industriegewerkschaft Medien; sie forderte zugleich Intendanten, Programmverantwortliche und Beschäftigte in den Sendern auf, sich gegen rassistische Wahlspots mit demokratischen Mitteln zur Wehr zu setzen. Dazu sollten alle Sender ein „kreatives Bündnis“ eingehen. Helmut Thoma, Chef von RTL, schloß sich dem Aufruf an und sicherte die Ausstrahlung der Gegenspots zu.

Die Mitglieder der Initiative gehören allesamt zu den Trägern des Civis-Preises 1993, mit dem AutorInnen von Hörfunk- und TV-Beiträgen ausgezeichnet wurden, die zur Verständigung mit AusländerInnen beitragen. Im vergangenen Jahr ging der Preis unter anderem an die Fernsehjournalisten Klaus Bednarz und Fritz Pleitgen (beide WDR), den Kabarettisten Dieter Hildebrandt sowie an die „Wir gegen Rassismus“-Initiative des Privatsenders RTL. In ihrem Appell betonen die Preisträger, sie seien entschlossen, ausländerfeindlicher Propaganda „entschieden zu widersprechen“. Bei den diesjährigen Wahlen würden fremdenfeindliche Parteien die Chance nutzen, rechtsextreme Parolen durch Wahlspots in den Medien zu verbreiten. Sollten die Sender mit juristischen Mitteln zur Ausstrahlung solcher „rassistischen Spots“ gezwungen werden, dürften diese Wahlsendungen „auf keinen Fall unkommentiert“ bleiben.

Ein IG-Medien-Sprecher vermutete, viele Politiker wollten die „menschenverachtenden Werbespots“ rechtsradikaler Parteien nicht stoppen, um eigene kostenlose Werbung in den elektronischen Medien nicht zu gefährden. Im Februar will die Initiative mit den ARD-Intendanten eine gemeinsame Strategie gegen rechte Wahlspots besprechen. roga