Semesterticket für 209 Mark

■ Senat und HVV wollen keinen Pfennig dazu bezahlen

Gleich zweimal sollen die 45.000 Studierenden der Hamburger Uni in der nächsten Woche ihre Kreuzchen machen. Zur Abstimmung steht zum einen das seit anderhalb Jahren zwischen den Hamburger Allgemeinen Studentenausschüssen (Asten) und dem HVV verhandelte Semesterticket für Studenten. Gleichzeitig werden in der kommenden Woche die alljährlichen Wahlen für das Studierendenparlament abgehalten – das Gremium, das im April wiederum einen neuen Asta wählt.

Für einen Preis von 199 Mark pro Halbjahr, so lautet das derzeit letzte Angebot des Verkehrsverbunds, sollen die insgesamt 60.000 Studierenden der Hansestadt mit Beginn des Wintersemesters 1994/95 das HVV-Gesamtnetz nutzen dürfen. Ausgenommen von der Zahlung des Zwangsbeitrages sind lediglich die Kommilitonen, die in Uni-Nähe wohnen und nach Abzug von Miete und Krankenversicherung weniger als 519 Mark im Monat haben. Auch Studierende, die eine Bundesbahn-Dauerkarte haben, die ein Praktikum oder Auslandssemester einlegen oder aber Aufgrund einer Behinderung den HVV nicht nutzen können, können die Befreiung vom Semester-Ticket beantragen.

„Wir werden dem Vertrag nur zustimmen, wenn bei der Abstimmung zwei Drittel dafür sind“, sagt Asta-Mitglied Nikolaus Meyer, der die Verhandlungen mit Behörden und HVV maßgeblich geführt hat. Im vorigen Sommer hatte es bereits eine Abstimmung gegeben, bei der sich knapp 80 Prozent für's Ticket aussprachen. Damals war noch die Rede von 178 Mark. Daß das Ticket nun soviel teurer wurde, liegt an der HVV-Preiserhöhung im Vorjahr und einer zum Herbst zu erwartenden erneuten Verteuerung der Tickets.

Außerdem weigerten sich SPD und Statt Partei, auch nur einen Pfennig für die Bildung eines Sozialfonds rauszurücken. Der Senat stellte sich auf den Standpunkt, daß die Wissenschaftsbehörde die dafür benötigten 1,2 Millionen Mark aus ihrem Etat entnehmen müsse. Die wiederum blockte ab. Konsequenz: Für all jene, die sich vom Ticket befreien lassen, müssen die Studierenden nun selbst nochmal 10 Mark drauflegen.

„Dumm gelaufen“, kommentiert die Juso-Hochschulgruppe den Verhandlungsabschluß in ihrer Wahlkampfzeitung. Es wäre vom Grünen Asta „dilettantisch“ gewesen, ohne Rückversicherung beim HVV über einen Verhandlungszwischenstand abstimmen zu lassen. Und weiter: Der Semester-Zwangsbeitrag von nunmehr künftig 250 Mark (inclusive Studentenwerksbeitrag) bringe die „sozialpolitische Ignoranz der Ökoapostel“ auf den Punkt. „Wer jetzt dagegen stimmt, stimmt gegen das Semesterticket in Hamburg“, hält Nico Meyer dem entgegen. Immerhin bedeute das Ticket für alle studentischen HVV-Nutzer eine Preissenkung von derzeit 72 Mark auf 33 Mark. Da der politische Wille des Senats, hier Geld zu investieren, fehlt, werde es ein „attraktiveres Angebot nicht geben“. Würde man die Verhandlungen um ein weiteres Jahr verzögern, käme vermutlich eine weitere Preiserhöhung dazu.

Kaija Kutter