Psychologischer Schaden

■ Betr.: „Ihre persönliche Klimabi lanz“, taz vom 24.12.93

An meinem ersten Arbeitstag im neuen Jahr im Umweltschutz- Zentrum Hannover lese ich wie immer beim Kaffeetrinken freudestrahlend die taz. Bis ich beim Durchsehen der alten Zeitungen den Artikel „Ihre persönliche Klimabilanz“ lese.

[...] Die vom Flugzeug ausgehenden Gefahren für die Umwelt werden durch fadenscheinige Zahlenspielereien zumeist von Wirtschaft und Politik bagatellisiert, woran sich auch nun unverständlicherweise die taz beteiligt. Die Täuschung findet nicht nur in geschönten Statistiken ihren Niederschlag, sondern auch im fehlenden Problembewußtsein bei den NutzerInnen (siehe taz-RedakteurInnen). Fliegen gehört zu den Klimakillern unserer Zeit und ist mit hauptverantwortlich für das Ozonloch. Schadstoffe verhalten sich in großen Höhen ganz anders als in den erdnahen Luftschichten. Beispielsweise ist Wasserdampf, in Erdbodennähe aus Umweltgesichtspunkten nahezu bedeutungslos, im Gegensatz dazu in zehn Kilometer Höhe ein gefährlicher Schadstoff für das Klima.

Eure Klimabilanz bzw. Euer Rechenmodell bezieht sich nur auf den CO2-Verbrauch und ist beim besten Willen für die Beurteilung der Klimarelevanz ungeeignet und mit einer riesigen Grauzone belastet. Wie jemand bei einem Überseeflug seine persönliche Klimabilanz bei noch so ökologischer Lebensweise wieder ausgleichen will, ist mir völlig unverständlich.

Der psychologische Schaden, den der Autor angerichtet hat, ist für unsere Umweltarbeit unermeßlich. [...] Wolfgang Zingler, BiU,

Hannover