Recherche behindert

■ Deutsche Waffen für Iraks Kurden?

Waldkirch (taz) – Zwei Wochen nach seiner Begnadigung hat der 14 Monate in der Türkei inhaftierte deutsche Journalist Stephan Waldberg gestern in seinem badischen Heimatort Waldkirch der Öffentlichkeit seine Hafterlebnisse geschildert: Psychofolter, Schläge und Versuche, Flucht und Erschießung zu provozieren.

Den Zweck seiner Reise nach Kurdistan im September 1992, die zu seiner Verhaftung führte, beschrieb Waldberg als Recherche über den Einsatz deutscher Waffen in dem Krisengebiet. Nach seinen Erkenntnissen sollen die autonomen Kurden im Nordirak von der türkischen Armee mit G-Gewehren, Munition mit deutscher Kennzeichnung und Ferngläsern der Firma Zeiss ausgerüstet worden sein. Bei den türkischen Luftangriffen auf Stellungen der PKK- Guerilla im Nordirak im Oktober 1992 seien 20-mm-Geschosse der Neuenburger Firma Buck verwendet worden.

Waldberg sagte, ein weiterer Besuch in der Türkei würde weder von türkischer noch von deutscher Seite gern gesehen. Er verneinte einen Zusammenhang zwischen dem Verbot der PKK in Deutschland im vergangenen November und seiner Freilassung. „Vielleicht hat die Türkei meine Haftverschonung bis nach dem PKK-Verbot hinausgezögert“, sagte er, „die Bundesregierung hat der kurdischen Sache aber keinen guten Dienst erwiesen.“ Helmut Oberdieck