Schwerbehinderte benachteiligt

■ Keine Stundenfreistellung für LehrerInnen/ Kuren nur in den Sommerferien

Hans-Wolfram Stein ist Diabetiker - und Lehrer. Und das verträgt sich nicht, zumindest nicht in Bremen. Denn als Schwerbehinderter hat er laut einer gesetzlichen Regelung Anspruch auf Arbeitsentlastung. Die würde ihm offenbar in jedem anderen Bundesland gewährt werden. Nur eben in Bremen nicht.

In §47 des Schwerbehindertengesetzes heißt es: „ Schwerbehinderte haben Anspruch auf einen bezahlten zusätzlichen Urlaub von fünf Arbeitstagen im Urlaubsjahr.“ Da die Umsetzung von einer zusätzlichen Woche Urlaub eine Woche Unterrichtsausfall bedeuten würde, wird das Gesetz in den anderen Bundesländern über eine Stundenermäßigung geregelt. Zumindest in den alten Bundesländern, da ist sich Hans-Wolfram Stein sicher, hätte er eine wöchentliche Stundenentlastung von zwei Unterrichtsstunden. Der Paragraph 47 des Schwerbehindertengesetzes wird in Bremen nach Auskunft der Hauptfürsorgestelle nur bei LehrerInnen nicht durchgesetzt, berichtet Stein. Eine zeitlich begrenzte Arbeitsentlastung erfahren die LehrerInnen nur nach „vorübergehenden akuten Erkrankungen und Belastungen“. Der Amtsarzt könne dies längstens für die Dauer von zwei Jahren festlegen, meint Stein. Wer nach zwei Jahren nochmal wegen einer Entlastung beim Amtsarzt vorstellig wird, wird frühzeitig pensioniert. Dies findet der Lehrer Hans-Wolfram Stein absurd, denn die Gründe weswegen ein Schwerbehinderter um eine Arbeitsentlastung ansucht, würden schließlich nicht abnehmen.

Auch bei der Beantragung einer Kur legt die Bildungsbehörde den schwerbehinderten LehrerInnen Steine in den Weg. „Beamtete Lehrer müssen ihre Kuren in die Sommerferien legen. Ich muß nun zwei Jahre auf meine Kur warten, da sie mir außerhalb dieser Zeit nicht genehmigt wurde, und die Spezialklinik bis dahin keine Termine frei hat, erzählt Stein.

„Die Behörde ist da mitten drin, und versucht es zu klären. Bei so grundsätzlichen Fragen dauert es noch ein bißchen“, meinte gestern Reinhard Hoffmann von der Bildungsbehörde zum Thema, und hofft im Frühjahr eine Lösung präsentieren zu können.

vivA