Verschwendungssucht

■ Das neue Abrechnungssystem der Berliner Wasserbetriebe: Teuer, teuer und recycelfeindlich

Wem in den letzten Tagen eine Rechnung der Berliner Wasser- Betriebe (BWB) ins Haus flatterte, wird sich gewundert haben: Statt – wie bisher – auf grauem Recyclingpapier sind die zu zahlenden Beträge jetzt auf schneeweißem, extra starken Papier gedruckt. Und damit nicht genug.

Die neue dreiseitige Trinkwasserlieferungs- und Abwasserentsorgungsabrechnung muß doppelt so hoch wie vorher frankiert werden: Mit zwei Mark sind Sie dabei. Bei 310.000 Rechnungen jährlich, auch wenn Großkunden sie nicht alle einzeln zugeschickt bekommen, eine sechsstellige Summe.

Sind Umweltbewußtsein und Sparzwang bei den Wasserbetrieben aus der Mode gekommen?

Grund für die veränderten Zahlbescheide ist das bei den BWB und zehn anderen westdeutschen Versorgungsunternehmen neu eingeführte „Riwa“, ein Abrechnungssystem für öffentliche Dienstleistungen. Dieses Softwaresystem der Heidelberger Entwicklungsfirma „SAP“ erfaßt automatisch die Anschrift des Kunden sowie die verbrauchte Wasser- oder Strommenge und andere für die Abrechnung relevante Daten. Am Ende faltet eine Kuvertieranlage die Rechnungen und steckt sie in Briefumschläge.

Was wie reine Verschwendungswut aussieht, soll helfen, Geld zu sparen. Denn den erhöhten Portogebühren ständen die verminderten Personalkosten gegenüber, die bei dieser „vollautomatischen Erfassung sämtlicher Kunden“ eingespart würden, sagt Eike Krüger von der Pressestelle der BWB. Wie hoch die eingesparten Gelder tatsächlich sind, könne er allerdings noch nicht sagen, „da wir gerade erst dabei sind, das System einzuführen“. Auch würden erst gegen Ende des Jahres sämtliche Rechnungen über Riwa abgerechnet werden. Schuld an der Qualität und Stärke des benutzten Papiers habe jedoch nicht das Softwaresystem, sondern der verwendete Drucker, sagt Norbert Konrad, der in der Berliner SAP-Vertriebsstelle arbeitet. Auch die erhöhten Portokosten durch die vermehrte Seitenzahl der Rechnungen hätten nichts mit dem System zu tun. Doch ein Laserdrucker muß es bei den BWB schon sein, um die Kunden mit einem sauberen Schriftbild zu erfreuen oder, wie Krüger sagt, „um flexibel auf Änderungen in der Gestaltung und Ausführung der Rechnungen reagieren zu können“. Daß dabei unnötig viel Porto gezahlt wird, haben inzwischen aber auch die Wasserbetriebe gemerkt. Die Seitenzahl der Rechnungen soll in Zukunft reduziert werden. Juliane Echternkamp