: Daimler-Benz will Flughafen-S-Bahn
■ Manager sollen von Tegel zum Potsdamer Platz auf direktem Weg durchfahren / Debis läßt Strecke begutachten
Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) konnte sich mit einem S-Bahn-Tunnel für die S 21 unter dem Tiergarten nicht durchsetzen. Doch jetzt bekommt der Senator Verstärkung von den Investoren am Potsdamer Platz.
Die Daimler-Tochter Debis hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das am 20. Januar fertig sein soll. Ziel der Untersuchung: Der Investor will nachweisen, daß das vom Bundesverkehrsministerium geschätzte Fahrgastaufkommen der S-Bahn-Verbindung zwischen Potsdamer Platz, dem geplanten Lehrter Fernbahnhof und dem Flughafen Tegel deutlich zu gering ausgefallen ist. Der Senat hatte die Bonner Prognose als Grund dafür angegeben, auf die S-Bahn- Strecke zu verzichten.
Der Senat habe bei den Verkehrsplanungen am Potsdamer Platz vorgegeben, daß vier Fünftel des gesamten Verkehrs mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden müssen, sagte Debis-Sprecher Hans-Christian Maaß der taz: „Wir haben deshalb ein immanentes Interesse an der S-Bahn.“ Debis rechnet für seinen Büro-, Hotel-, Vergnügungs- und Shopping- Komplex mit täglich 100.000 Menschen, die hin- und wegkommen müssen. Die taz hatte bereits im November von einer Untersuchung der Bauverwaltung berichtet, derzufolge Autos am Potsdamer Platz im Stau stehen werden.
Für Debis sei die S-Bahn aber auch deshalb „ganz, ganz wichtig“, meinte Maaß, weil mit ihr im Gegensatz zur U-Bahn eine durchgehende Verbindung zum Flughafen Tegel hergestellt würde. Bei der U-Bahn müsse so oft umgestiegen werden, daß Ministeriale wie Manager „erst einen Pfadfinderkurs besuchen müssen“, um das Parlamentsviertel oder den Potsdamer Platz zu finden.
Wie die taz erfuhr (der Informant wollte namentlich nicht genannt werden; d. Red.), gibt es auch Überlegungen, die Schnellbahn in dem unter dem Tiergarten geplanten viergleisigen Eisenbahntunnel fahren zu lassen, wenn es den S-Bahn-Tunnel endgültig nicht geben sollte. Dies sei eine Überlegung zwischen Investoren, Bundesverkehrsministerium und Senatsverkehrsverwaltung. Die S-Bahn müßte dann allerdings mit Oberleitung betrieben werden, führte der Informant aus.
Debis wollte sich zu diesem Vorschlag allerdings nicht äußern. „Von uns stammt die Idee nicht“, so Maaß. Haases Referent Alexander Kaczmarek war der Gedanke bekannt. Allerdings sei eine S-Bahn-Strecke zum Flughafen Tegel derzeit nicht vorgesehen, schließlich sei die Verlängerung der U-Bahn vom Bahnhof Jungfernheide zum Airport schon vorbereitet. Das Bundesverkehrsministerium ist ebenfalls davon überzeugt, daß die U-Bahn ausreiche. Mitarbeiter Hans-Peter Schulz betonte: „Schließlich wollen nicht alle Passagiere von Tegel zum Regierungsviertel oder Potsdamer Platz.“ Dirk Wildt
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